Shell gewinnt und muss trotzdem zahlen
30. Januar 2013Die spektakuläre Klage nigerianischer Bauer gegen den britisch-niederländischen Öl-Multi Royal Shell Dutch ist weitgehend abgewiesen worden. Die Westafrikaner warfen Shell vor, bei der Ölförderung im Nigerdelta Umweltschäden in großem Ausmaß verursacht zu haben. Die Bauern beklagten, ihr Land und ihre Fischteiche seien verseucht worden.
Der Prozess fand vor einem Zivilgericht in den Haag statt. Es war das erste Mal, dass ein niederländisches Gericht eine Klage gegen ein niederländisches Unternehmen verhandelt hat, bei der es um Schäden ging, die es im Ausland angerichtet hat. Die Justiz des westeuropäischen Königreiches hatte sich 2009 für zuständig erklärt und die Klage angenommen.
Kein Präzedenzfall
Das Gericht in Den Haag entschied am Mittwoch, dass Royal Shell Dutch für die in Nigeria entstandenen Schäden nicht verantwortlich gemacht werden könne. Die Klage der Nigerianer wurde somit abgewiesen – sie hatten nicht nur Schadenersatz vom Konzern gefordert, sondern wollten ihn auch verpflichten lassen, die entstandenen Schäden wieder zu beseitigen.
Die Verantwortung für die nicht bestrittenen Umweltschäden trägt nach Ansicht des Gerichts die Konzern-Tochter Shell Nigeria. Weil die ihre Anlagen nur mangelhaft gewartet und Umweltschäden nicht beseitigt habe, müsse den Bauern im Niger-Delta ihr Schaden ersetzt werden. Außerdem habe es Shell-Nigeria Saboteuren zu einfach gemacht, ihre Pipelines anzuzapfen. Die Höhe der Schadenersatzzahlungen wird in einem weiteren Prozess festgelegt.
Umweltaktivisten weltweit hatten den Prozess aufmerksam verfolgt. In Falle, dass das Gericht den Mutterkonzern verurteilt hätte, wäre ein Präzedenzfall geschaffen worden. Auf dieses Urteil hätten sich weitere Geschädigte berufen können und es hätte zu hunderten weiterer Klagen kommen können.
dk/sc (dpa, afp, rtre, ap)