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25 Jahre E-Mail

31. Juli 2009

Haben Sie heute schon E-Mails gecheckt? Und - waren Sie aufgeregt? Wohl kaum. Anders vor 25 Jahren: Da wurde die Uni Karlsruhe ans zivile Internet angeschlossen. Die erste E-Mail machte sich auf den Weg nach Deutschland.

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Mailanzeige auf einem Bildschirm (Foto: bilderbox)
E-Mails: Heute mehr als selbstverständlich - vor 25 Jahren eine RevolutionBild: bilderbox
Außenansicht der Universität Karlsruhe (Foto: GFDL)
Die Wiege des E-Mail-Verkehrs in Deutschland - die Universität KarlsruheBild: GFDL

Am 3. August 1984 kam diese historische E-Mail bei der Gruppe von Informatikern um Werner Zorn an. Damit konnte die Internet-Ära in Deutschland beginnen. "Michael, this is your official welcome to CSNET", lautete die schlichte Botschaft, die per Telefonleitung den Informatiker Werner Zorn und seinen Mitarbeiter Michael Rotert an der Uni Karlsruhe erreichte.

"Die erste E-Mail kann man nicht mit dem vergleichen, was wir heute als E-Mail kennen", sagt Axel Kessel, Redakteur bei der Computer- Fachzeitschrift c't. "Es gab noch kein festes Format, keine Adressen wie es sie heute gibt und erst recht kein E-Mail-Programm. Das waren einfach nur ein paar belanglose Zeilen auf einem Terminal, das damals noch nicht einmal in Farbe war. Aber es war eine Willkommensbotschaft, und sie markierte den Anschluss Deutschlands an das Internet." Von daher habe es sich um eine sehr wichtige E-Mail gehandelt.

Es begann im Pentagon

Außenaufnahme des Pentagon bei Abendlicht (Foto: AP)
Das Pentagon schuf den Vorläufer des heutigen InternetsBild: AP

Fünf Jahre zuvor waren nur amerikanische Universitäten, die Forschung für das US-Verteidigungsministerium betrieben, über das so genannte ARPAnet miteinander verbunden. Aber: Die Möglichkeiten der Vernetzung mit anderen Universitäten zu zivilen Zwecken waren damals durchaus schon erkannt worden. Mit fünf Millionen Dollar Fördergeld der National Science Foundation sollte Larry Landweber, Professor am Computer Science Department der Universität Wisconsin, andere Universitäten an das CSNET, das Computer Science Network anschließen.

Und es funktionierte: Im Januar 1982 waren sieben Universitäten und die Forschungslabore der Firma Hewlett-Packard angeschlossen, im August des gleichen Jahres hatte das Netz schon zwei Dutzend Teilnehmer. Zwei Jahre später wurde mit der Uni Karlsruhe die erste deutsche Universität an das Netz angeschlossen.

"Brauchen wir nicht"

Türschild eines Hotspot-Ortes, an dem man kabellos online gehen kann (Foto: bilderbox)
Wer zuhause keinen Internetzugang hat, findet fast überall auf der Welt in Internetcafés oder an Hotspot-Stellen AnschlussBild: bilderbox

Damals war nur schwer abzusehen, wie groß die Bedeutung dieses Ereignisses war. "Es gab sogar Kritiker, die sagten, wir haben hier in Deutschland gerade den Bildschirmtext BTX eingeführt, wir haben Mailboxen, wir brauchen keinen solchen Anschluss", sagt Axel Kessel. "Aber die Leute an der Uni Karlsruhe, die damals an der Sache gearbeitet haben, waren davon überzeugt, dass es ein wichtiger Schritt ist, eine internationale Netzverbindung aufzubauen." - Innerhalb von wenigen Jahren hat sich gezeigt, wie recht sie hatten.

Doch am Anfang standen einer schellen Verbreitung von Internet und E-Mail noch viele technische und administrative Hürden im Weg. Die Deutsche Bundespost, damals noch eine schwerfällige Behörde, hatte das Monopol auf das Telefonnetz. Sie konnte alles für illegal erklären, was nicht ihren technischen Normen entsprach.

Aber, wie das so ist bei Netzwerken: Haben sie erst einmal eine kritische Masse an Teilnehmern erreicht, entwickeln sie eine Wucht, die neue Fakten schafft: "Zeitgleich mit der E-Mail wurde das DNS entwickelt - das System, das Namen von Servern im Internet verwaltet, beispielsweise so etwas wie www.123.de", sagt Computer-Experte Kessel. 1986 gab es dann schon die ersten Domains in Deutschland, man konnte anfangen, das Internet mit Servern zu bestücken, die weltweit erreichbar sind. "Und dann dauerte es nur noch zwei, drei, vier Jahre, bis das Internet in der Form zu existieren anfing, wie wir es heute kennen."

Zukunftsaufgabe Spam-Bekämpfung

Heute gehen in jeder Sekunde Milliarden von elektronischen Botschaften durch die Netze der ganzen Welt - und daran droht das Internet buchstäblich zu ersticken. Eine problematische Entwicklung, meint Axel Kessel. "Nur etwa zehn Prozent der E-Mails sind wichtige E-Mails. 90 Prozent dessen, was durchs Netz geht, ist so genannter 'Spam', also Werbung, die das Netz verstopft."

Dieses Problem anzugehen, ist die Aufgabe, vor der die Computerwelt heute steht. Um Spam aus dem Netz zu verbannen, müssen die technischen Verfahren weiter entwickelt werden. Sonst könnte die Nützlichkeit von E-Mails bald infrage gestellt werden. Kessel jedenfalls vermutet: "Wenn das so weiter geht, dann kann es dazu kommen, dass Firmen sich von E-Mail verabschieden und dass E-Mail die wichtige Position, die sie heute erreicht hat, wieder verliert."

Autor: Rolf Wenkel
Redaktion: Julia Elvers-Guyot