Startschuss für Wahl der Superlative
7. April 2014In Indien hat die über fünf Wochen laufende Parlamentswahl begonnen. Die ersten Wahllokale öffneten an diesem Montag in den Bundesstaaten Assam und Tripura im Nordosten des Landes. Bis zum 12. Mai sind insgesamt rund 815 Millionen Bürger zur Wahl aufgerufen, das sind ungefähr 100 Millionen mehr als vor fünf Jahren. Die Wahlkommission und die Sicherheitskräfte, die Hunderttausende von Wahllokalen bewachen sollen, könnten das nicht an einem einzigen Tag stemmen. Deswegen wird an neun verschiedenen Tagen abgestimmt.
Das Ergebnis soll dann Mitte Mai verkündet werden. Prognosen sind schwierig, da die indischen Wähler oft schon für Überraschungen sorgten. Und doch:
Die Zeichen stehen auf Wechsel
In jüngsten Umfragen lag die oppositionelle hindu-nationalistische BJP (Bharatiya Janata Party) vorn, die den charismatischen Narendra Modi als ihren Spitzenkandidaten ins Rennen schickt. Modi hat sich im Bundesstaat Gujarat einen Namen als Wirtschaftsförderer und effektiver Verwalter gemacht. Gegner werfen dem 63-Jährigen aber vor, für ein Massaker 2002 in Gujarat mitverantwortlich zu sein. Damals waren mehr als 1000 Menschen ermordet worden, überwiegend Muslime. Allerdings befand kein Gericht Modi für schuldig.
Die seit 2004 regierende Kongress-Partei muss mit einer herben Wahlschlappe rechnen. Die Menschen sind unzufrieden mit der Regierung in Neu Delhi, da die indische Wirtschaft schwächelt. Die seit Jahren hohe Inflation lässt zudem die Preise vor allem für Lebensmittel immer weiter steigen. Auch geriet die Regierung durch zahlreiche Korruptionsskandale in Misskredit. Premierminister Manmohan Singh (81) tritt nach zehn Jahren als Ministerpräsident nicht mehr an. Spitzenkandidat der Kongress-Partei ist Rahul Gandhi (43), ein Spross der mächtigen Nehru-Gandhi-Familie, die die Geschicke des Riesen-Reichs die meiste Zeit seit der Unabhängigkeit 1947 lenkte.
Wer auch immer die Wahl gewinnt: Die großen Parteien werden wohl auf Koalitionspartner aus der Riege der Regionalparteien angewiesen sein. Für eine Überraschung könnte auch die neue Antikorruptionspartei AAP (Aam-Aadmi-Partei) sorgen, deren Anführer Arvind Kejriwal unermüdlich die Verflechtung von Wirtschaft und Politik anprangert.
wa/rb (dpa, kna, epd, afp)