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Verschwundene Milliarden

13. Oktober 2007

Kriege haben Afrika zwischen 1990 und 2005 mindestens 211 Milliarden Euro gekostet - ungefähr die Menge an Entwicklungshilfe, die der Kontinent erhielt. NGOs fordern nun eine Ächtung des Waffenhandels.

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Waffenmarkt in MogadishuBild: AP

Kriege zerstören einer Studie zufolge die Volkswirtschaften vieler afrikanischer Länder. Zwischen 1990 und 2005 haben blutige Konflikte Afrika rund 284 Milliarden US-Dollar gekostet - so viel, wie der Kontinent Entwicklungshilfe erhielt, schätzt die britische Hilfsorganisation Oxfam in einem am Donnerstag (11.10.2007) veröffentlichten Bericht. Anlass sind Beratungen des Abrüstungsausschusses der UN-Vollversammlung über ein Abkommen zur Kontrolle des weltweiten Handels mit konventionellen Waffen.

Afrika verliert durch kriegerische Konflikte und Aufstände im Durchschnitt 18 Milliarden Dollar pro Jahr, so die Studie. "Afrika kann es sich nicht leisten, dieses Geld zu verlieren", schrieb die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf in einem Vorwort für den Bericht. 23 von 53 afrikanischen Staaten seien in diesem Zeitraum in Konflikte verwickelt gewesen, die ihre Entwicklung behinderten, ergab die Untersuchung "Afrikas verlorene Milliarden" von Oxfam International, dem Internationalen Aktionsbündnis gegen Kleinwaffen (IANSA) und Saferworld.

"Schockierende Ausgaben"

Die drei Organisationen versuchten erstmals, die Auswirkungen von Kriegen auf das afrikanische Bruttoinlandsprodukt zu berechnen. Untersucht wurden die Auswirkungen bewaffneter Konflikte auf die Volkswirtschaften von 23 Ländern in Afrika. Dazu gehörten Algerien, Angola, Burundi, Kongo, Eritrea, Äthiopien, Ruanda, Liberia und Nigeria.

Projekt gegen Unterernährung in Madagaskar, Foto: dpa
"Geld, das sich für die Armutsbekämpfung einsetzen ließe"Bild: picture-alliance/ dpa

"Die Ausgaben sind schockierend. Unsere Zahlen sind ziemlich sicher eine Unterschätzung, aber sie zeigen, dass Konflikte die afrikanischen Wirtschaften Milliarden kosten", sagte der Oxfam-Experte für afrikanische Politik, Irungu Houghton. Mit dem gleichen Geld ließen sich die Aids-Krise beilegen, Malaria und Tuberkulose wirksam bekämpfen, sowie sauberes Wasser, Sanitäranlagen und Bildung zur Verfügung stellen.

Forderung: Waffenhandel einschränken

Die Wissenschaftler berechneten neben Rüstungsausgaben und Kriegsschäden auch Folgekosten: Demnach kommt es in den afrikanischen Ländern mit bewaffneten Konflikten zu einer um die Hälfte höheren Kindersterblichkeit. 15 Prozent mehr Menschen sind unterernährt und die Lebenserwartung reduziert sich um fünf Jahre, wie es in dem Bericht hieß. 20 Prozent mehr Menschen sind Analphabeten, es gibt 2,5 Mal weniger Ärzte pro Patient und 12,4 Prozent weniger Nahrungsmittel pro Person. Durchschnittlich schrumpft die Wirtschaftsleistung der afrikanischen Länder während eines Konflikts um 15 Prozent.

Station der Welthungerhilfe in Madagaskar, Foto: dpa
Entwicklungshilfe wird untergraben von Kriegen und KonfliktenBild: picture-alliance/dpa

Oxfam und IANSA fordern eine internationale Konvention, die den Handel mit konventionellen Waffen verbietet, wenn sie das humanitäre Völkerrecht, die Menschenrechte oder die Entwicklung untergraben. Bei den UN hat eine Gruppe von Regierungsexperten den Auftrag, bis Herbst 2008 Eckpunkte für ein solches Abkommen vorzulegen. Dem Bericht zufolge ist die am meisten eingesetzte Waffe das Kalaschnikow-Sturmgewehr. "Viele Entwicklungserfolge werden durch Kriege wieder zunichte gemacht", sagte Paul Bendix, Geschäftsführer von Oxfam Deutschland. Es sei höchste Zeit, den Waffenhandel zu kontrollieren: "Den Konfliktparteien in Krisengebieten würde so der Zugang zu Schusswaffen und Munition erheblich erschwert."

Nach Schätzungen sind weltweit 600 Millionen Kleinwaffen im Umlauf, dazu zählen etwa Revolver, Maschinenpistolen und Panzerfäuste. Laut UNICEF sterben weltweit jedes Jahr bis zu 500.000 Menschen durch den Gebrauch von Handfeuerwaffen, darunter Tausende Kinder. (ina)