Grenzen zu
13. Mai 2008Der Tschad hat in der Nacht zu Dienstag (13.5.2008) seine Grenze zum Sudan geschlossen und die Wirtschaftsbeziehungen zum Nachbarland ausgesetzt. Ein tschadischer Diplomat warf dem Sudan am Dienstag im britischen Rundfunksender BBC vor, nach einem Vorwand für einen Angriff auf tschadisches Territorium zu suchen. Sudan hatte am Sonntag die diplomatischen Beziehungen zum Tschad abgebrochen und dies mit der angeblichen Unterstützung für Rebellen in der westsudanesischen Krisenprovinz Darfur begründet. Der ebenfalls von Rebellenmilizen geprägte Osten des Tschad grenzt an Darfur.
Sudan: Tschadische Söldner unter Rebellen
In einer am Montag von der sudanesischen Botschaft in Nairobi herausgegebenen Erklärung war von tschadischen Söldnern die Rede, die die Aufständischen unterstützten. Gefangen genommene Rebellen hätten die Leiche eines tschadischen Offiziers identifiziert, der bei den Kämpfen am Wochenende getötet worden sei, sagte der sudanesische UN-Botschafter Abdalmahmud Abdalhalim am Montag. Ein Sprecher der Rebellenmiliz Gerechtigkeit und Gleichheit (JEM), deren Kämpfer am Wochenende erstmals in Vororte von Khartum und die Nachbarstadt Omdurman vorgedrungen waren, bestritt dagegen eine Zusammenarbeit mit dem tschadischen Militär.
Die sudanesischen Behörden haben den Chef der islamistischen Opposition, Hassan el Turabi, wenige Stunden nach seiner Festnahme am Montag wieder freigelassen. Der Oppositionsführer war am Montagmorgen zusammen mit mehreren Anhängern festgenommen worden. Früher ein enger Vertrauter von Präsident Omar el Beschir, zählt Turabi heute zu dessen Hauptgegnern. Er wurde wiederholt mit Rebellengruppen in Verbindung gebracht.
Gespannte Beziehungen
Die Beziehungen zwischen den Regierungen in N'Djamena und Khartum sind bereits seit längerem gespannt. Beide werfen der jeweils anderen Seite vor, Rebellen Zuflucht zu gewähren und diesen als Nachschubbasis zu dienen. Als tschadische Rebellen im Februar bis in die Hauptstadt N' Djamena vorrückten, warf Präsident Idriss Déby dem Sudan Unterstützung der Rebellen vor.
In der sudanesischen Krisenregion Darfur, die an den Tschad grenzt, kämpfen seit 2003 Rebellenorganisationen gegen regierungstreue Milizen und Streitkräfte. Dabei kamen nach Angaben internationaler Organisationen 200.000 Menschen ums Leben. Nach jüngsten Schätzungen der Vereinten Nationen könnten sogar bis zu 300.000 meist unbeteiligte Menschen an Krieg, Hungersnöten und Krankheiten gestorben sein. (rri)