Trend zu Machtwechsel in Indonesien
20. September 2004Laut einer in Jakarta veröffentlichten Prognose des unabhängigen Freiheitsinstituts dürfte Susilo Bambang Yudhoyono bei der Stichwahl auf 62 Prozent der Stimmen kommen, während auf Sukarnoputri 38 Prozent entfielen, schreibt die Nachrichtenagentur AFP. Das Freiheitsinstitut ist die indonesische Sektion des in Washington ansässigen Nationalen Demokratischen Instituts.
Erste Stimmauszählungen scheinen den Trend zum Machtwechsel zu bestätigen. Nach der Auszählung von gut einer Million Stimmen lag Yudhoyono nach Angaben des Nationalen Wahlkomitees mit 58 Prozent der Stimmen vor Präsidentin Megawati mit 42 Prozent. Zur ersten Präsidenten-Direktwahl des Landes hatten sich rund 151 Millionen Wahlberechtigte registrieren lassen. Das Endergebnis soll am 5. Oktober verkündet werden.
Schlechte Aussichten für Megawati
Bei der ersten Wahlrunde im Juli hatten die ersten Zwischenergebnisse bereits ziemlich genau Rückschlüsse auf den Wahlausgang zugelassen. "Die erste Auszählung gibt gewöhnlich einen Hinweis auf das Endergebnis", sagte Arbi Sanit, Wahlforscher an der Universität von Indonesien. Wenn der Trend sich fortsetze, werde es eng für Megawati.
Ihr 55-jähriger Herausforderer hatte die erste Runde der Präsidentenwahl am 5. Juli schon gewonnen, die nötige absolute Mehrheit von 50 Prozent aber verfehlt. In Umfragen lag die 57-jährige Megawati deutlich hinter dem Herausforderer, der früher in ihrem Kabinett Minister für Innere Sicherheit war.
Harte Linie
Yudhoyono hatte im Wahlkampf ein hartes Vorgehen gegen Extremisten, die Belebung der Wirtschaft sowie die Bekämpfung der Korruption versprochen. Vor knapp zwei Wochen waren bei einem Autobombenanschlag vor der australischen Botschaft in Jakarta neun Menschen getötet und 182 verletzt worden.
Zu der Stichwahl waren rund 150 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen. Über die Einhaltung der demokratischen Regeln wachten 500 internationale und 40.000 einheimische Wahlbeobachter. Es war das erste Mal nach dem Ende der Suharto-Diktatur vor sechs Jahren, dass das Staatsoberhaupt in Indonesien direkt vom Volk gewählt wurde. Im Mittelpunkt des Wahlkampfs standen die Bekämpfung von Massenarbeitslosigkeit, Armut und Korruption.
Keine Zwischenfälle
Während der Wahl hatte es laut Polizei keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben. Eineinhalb Wochen nach dem Bombenanschlag auf die australische Botschaft in Jakarta waren am Tag der Abstimmung mehr als 200.000 Sicherheitskräfte im Einsatz. (mik)