CeBIT Highlights
3. März 2009Wie fast auf jeder CeBIT müssen wir uns an einen neuen Begriff gewöhnen, den die Industrie gerne zum Mega-Trend erheben möchte. Diesmal heißt das Zauberwort Cloud-Computing. Man hat keine eigenen Programme mehr auf der Festplatte, denn die Programme sind irgendwo in einer Wolke, sprich: im Internet. Martin Jetter, Vorstandsvorsitzender von IBM Deutschland, kann sich vorstellen, dass künftig beispielsweise "ein Office-Paket in einer Cloud zur Verfügung gestellt wird, entweder für ein Unternehmen oder für die Allgemeinheit. Es gibt ja heute bereits Google-E-Mail, um nur ein Beispiel zu nennen. Ich hole es mir, wenn ich es brauche."
Keiner muss sich mehr teure Office-Software im Laden kaufen – was er gerade braucht, holt er sich aus dem Netz. Muss da nicht der Softwaregigant Microsoft um sein Geschäftsmodell fürchten? Vermutlich schon. Denn auch Microsoft hat das Cloud-Computing entdeckt und will nach eigenen Angaben "neue Maßstäbe bei Online-Services" setzen, als "Ergänzung oder Alternative zu lokal installierter Software", wie es in einer Pressemitteilung zur CeBIT heißt.
Internet-Radio im Auto
Natürlich wird, wie immer, alles kleiner und schlanker, alles mobiler und multimedialer. So zeigt zum Beispiel die Firma Blaupunkt in der Halle 14 die weltweit ersten Internet-Autoradios. Als Internet-Zugang dient ein Mobiltelefon, das per Bluetooth-Funktechnik mit der Sound-Anlage des Fahrzeugs verbunden wird. "Mit dem Internet-Radio können Sie jede Station weltweit hier in Deutschland empfangen oder auch deutsche Stationen auf dem ganzen Planeten", erklärt Blaupunkt-Sprecher Gerhard Pitz. Voraussetzung ist natürlich eine Internet-Flatrate fürs Handy – und die ist entweder teuer oder zeitlich beschränkt. Ob die Welt wirklich darauf gewartet hat, wird sich noch zeigen.
Apropos zeigen: Die taiwanesische Firma BenQ zeigt in der Halle 25 völlig neue Projektoren. Mit dem MP-Projektor kann man schon aus einem Meter Entfernung ein Bild von fast zwei Metern in der Diagonale an die Wand werfen. Und dann ist da noch ein kleiner Taschen-Projektor, der mit Leuchtdioden statt mit einer Glühlampe arbeitet. "Das ist der erste Projektor, der einen USB-Reader integriert. Sie können ihn natürlich auch ohne Probleme mit einem IPod, einem IPhone oder einem Netbook über die USB-Schnittstelle ansteuern und damit Filme, Powerpoint-Präsentationen oder Jpeg-Bilder zeigen," sagt heißOliver Bartz, Chef von BenQ-Deutschland. Das würfelförmige Gerät ist etwa so groß wie eine CD-Hülle, wiegt 640 Gramm und soll 499 Euro kosten.
Null-Watt PC
Apropos Kosten: Fujitsu Siemens Computers präsentiert auf der CeBIT einen Null-Watt-PC, der im Ruhezustand keinen Strom verbraucht. Lothar Lechtenberg, PR-Manager bei Fujitsu Siemens: "Wenn Sie einen PC runterfahren, glauben Sie zwar, er ist aus, aber er verbraucht in Wirklichkeit immer noch Strom. Unser Gerät sorgt dafür, dass das nicht mehr der Fall ist und das Gerät komplett vom Stromnetz getrennt wird." Die Stromkostenersparnis beziffert Lechtenberg auf 1,80 bis 3,60 Euro – pro Jahr. "Das ist nicht furchtbar viel," gibt Lechtenberg zu, "aber wenn Sie überlegen, wie viele PC's weltweit im Einsatz sind, da kommt schon Einiges zusammen."
Die Firma Art&Com Technologies GmbH aus Berlin präsentiert in der Halle neun einen interaktiven Tisch. "Eine Weltneuheit mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten", sagt Joachim Quantz von Art&Com Technologies. Gesteuert wird der "Touchmaster-Tisch" durch Handbewegungen auf der berührungsempfindlichen Tischoberfläche – ohne Maus, Knöpfe oder Tastatur. So kann man zum Beispiel Stadtpläne visualisieren. Zeigt die Hand auf ein Gebäude, präsentiert der Tisch die Informationen dazu.
Freilich kostet das Teil rund 28 000 Euro, ohne Software. Das ist wohl doch eher was für Museen, Messepräsentationen oder Unternehmen. So hat zum Beispiel der Münchener Autobauer BMW seine gesamte Unternehmensgeschichte in Bild und Ton auf einen zwölf mal drei Meter langen Tisch untergebracht. Man sieht: Nicht alles wird kleiner, leichter und mobiler auf der CeBIT – manchmal heißt es eben auch: big is beautiful – oder klotzen statt kleckern.