TSG qualifiziert sich für Europa League
21. April 2017Die Stadt Köln und ihre Einwohner und damit die FC-Fans sind für ihre tolerante Haltung bekannt. Beim Spiel gegen die TSG Hoffenheim bezogen die Anhänger des FC Kölns klar Position und hielten ein großes Spruchband hoch. "Heute für den FC. Morgen gegen die AfD". Am Samstag findet in der Domstadt der Bundesparteitag der Alternative für Deutschland statt. Tausende wollen gegen die rechtspopulistische Partei auf die Straße gehen. Die Stadt wappnet sich mit rund 4000 Polizisten für den Einsatz.
Am Vorabend erlebten die Kölner Zuschauer beim 1:1 (0:0) gegen den Tabellendritten einen bitteren Abend. Denn bis zur regulären Spielzeit sah der FC wie der Sieger aus. Bis zum ersten Tor mussten die Menschen im Stadion aber lange warten. In der ersten Halbzeit spielte Köln zwar nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" und versuchte, Hoffenheim früh anzugehen und somit die gefährlichen Offensiv-Aktionen der Hoffenheimer zu unterbinden. Aber beide Mannschaften waren im Strafraum einfallslos und nicht zwingend genug.
Harmlose Hoffenheimer
Besonders überraschte das bei den Hoffenheimer Gästen, die am vergangenen Wochenende Borussia Mönchengladbach noch mit 5:3 vom Platz gefegt hatten. Es gab die ein oder andere Möglichkeit, den Ball an FC-Torwart Timo Horn vorbei ins Netz zu bugsieren. Aber Horn war hellwach und Hoffenheim zu harmlos. Die beste Chance bis zum Pausenpfiff hatte daher Köln: Nach einer Ecke von der rechten Seite verlängerte Yuya Osako den Ball auf den langen Pfosten. Dort köpfte Dominique Heintz den Ball aus zwei Metern aber gegen den Pfosten (40. Minute).
Die Führung erzielten die Gastgeber dann in der zweiten Halbzeit nach einem wunderschönen Spielzug über die rechte Seite. Frederik Sörensen spielte auf Lukas Klünter. Der Abwehrspieler setzte sich auf der Außenbahn gut durch und steckte den Ball für Nationalspieler Jonas Hector durch. Der flankte flach nach innen. Am zweiten Pfosten stehend musste Leon Bittencourt nur ganz locker einschieben (58.) - Kölns Torjäger Anthony Modeste hatte ausnahmsweise nichts mit einem Tor zu tun.
Der Traum vom europäischen Wettbewerb
Die Fans und vermutlich auch die Spieler träumten schon vom europäischen Wettbewerb. Die Sehnsucht nach 25 Jahren Abstinenz ist groß. Doch Hoffenheim nutzte dies eiskalt aus. In der Nachspielzeit klärte Osako den Ball im eigenen linken Strafraum nicht gut. Niklas Süle setzte nach, der Abpraller landete bei Kerem Demirbay, der in die linke Ecke einschob zum 1:1 (90.+3, Foto oben). Für Hoffenheim ist der Ausgleich in der letzter Minute ein großer Erfolg: Denn Hoffenheim hat Platz sechs sicher - damit ist der Verein erstmals in seiner Geschichte für den Europapokal qualifiziert.
Die Rheinländer können mit dem Punktgewinn zufrieden sein, auch wenn vom Spielverlauf mehr drin gewesen wäre. Aber auch für sie ist die Teilnahme am Europapokal durchaus realistisch. "Wir haben ein sehr gutes Spiel hingelegt. Schade, dass wir dann nicht belohnt werden", meint FC-Manager Jörg Schmadtke. Wir hatten gute Chancen zum zweiten Tor. Am Ende werden wir dann gegen eine sehr gute Mannschaft bestraft."
Bestraft werden vermutlich auch einige FC-Anhänger. Denn der oben zitierte Spruchbanner war längst nicht das einzige Plakat. Einige beleidigten aufs Übelste Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp. So war auf einem die Aufschrift zu lesen: "Geburtsurkunde - Name: Dietmar Hopp. Geburtsdatum: 26.04.1940. Mutter: Hure. Beruf: Nazi". Die Stadt Köln muss sich für Samstag auf einiges gefasst machen.
Noch nicht genug vom Spiel? Dann lesen Sie doch die einzelnen Spielszenen in unserem Liveticker nach.