Tsunami trifft Archipel
2. April 2007Ein Tsunami hat auf den Salomon-Inseln in der Südsee mindestens fünfzehn Menschen in den Tod gerissen und verheerende Schäden angerichtet. Fünf Meter hohe Wellen brachen am Montagmorgen (2.4.07) über die Provinzhauptstadt Gizo im Westen der Salomonen herein und drangen bis zu 500 Meter ins Landesinnere vor. Fünf Minuten zuvor hatte ein heftiges Seebeben der Stärke 8,0 das Archipel erschüttert. Der Schaden ließ sich Stunden nach dem Tsunami noch nicht abschätzen.
Unklare Lage auf 1000 Inseln
"Sämtliche Häuser an der Küste von Gizo sind zerstört", sagte der Gouverneur der Salomonen-Provinz, Alex Lokopio. Mindestens 3000 Menschen flüchteten aus Gizo auf Hügel. "Es gibt Vermisste, und wir sehen Leichen im Wasser treiben", sagte Krankenhausmitarbeiter Ian Maneatu Laska aus Gizo. "Helfer konnten sie wegen der anhaltend hohen Wellen nicht bergen." Telefon- und Stromversorgung brachen für Stunden zusammen. Der Flughafen wurde schwer beschädigt und teilweise gesperrt. Die australische Armee, die nach Unruhen im April vergangenen Jahres ins Land gerufen worden war, stellte Helikopter und Aufklärungsflugzeuge zur Verfügung. Die australische Regierung sagte weitere humanitäre und organisatorische Hilfe zu.
Insgesamt leben auf den Salomonen eine halbe Million Menschen auf 1000 meist kleineren Inseln. In weiten Teilen des Inselstaats ist die Lage völlig unklar. Einzelne Inseln sollen komplett verschwunden sein. Es wird erwartet, dass die Opferzahl noch steigt.
"Dies sind schwere Zeiten für unsere Nation", sagte Premierminister Manasseh Sogavare in einer Fernsehansprache. "Ich fordere alle Behördenchefs auf, die nötige Betreuung der Menschen zu ihrer höchsten Priorität zu machen."
Tsunami-Warnung für Australien wieder aufgehoben
Das Epizentrum des Erdbebens lag rund 50 Kilometer von Gizo entfernt, zehn Kilometer unter dem Meeresboden. Nach Stunden erschütterten noch immer kleinere Nachbeben die Region. Das Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii schlug Alarm für weite Teile des Südpazifiks. Strände an der gesamten australischen Ostküste wurden gesperrt. Nach einigen Stunden wurde jedoch Entwarnung gegeben. Weihnachten 2004 hatte ein schweres Erdbeben vor der indonesischen Insel Sumatra eine gigantische Welle ausgelöst, die in einem Dutzend Ländern mehr als 220.000 Menschen in den Tod riss.
Die Salomonen sind ein bitterarmer Inselstaat rund 2500 Kilometer nordöstlich von Australien. Die Einwohner leben vom Fischfang und der Rohstoffindustrie mit Gold, Kupfer und Bauxit. Viele Industrieanlagen wurden aber in den vergangenen Jahren durch marodierende Banden zerstört. Es hat immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen der Melanesier, Polynesier und Mikronesier gegeben. Erst im April vergangenen Jahres wurden zum wiederholten Mal australische Soldaten zur Hilfe gerufen. Deshalb gibt es kaum eine Tourismusindustrie. Die meisten der bis zu 10.000 Besucher im Jahr kommen aus Australien. (ask)