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KonflikteUkraine

Ukraine: Schiffe verlassen Odessa trotz Seeblockade

1. September 2023

Zwei weitere Frachtschiffe haben trotz einer russischen Seeblockade südukrainische Schwarzmeerhäfen verlassen. Die Ukraine führt ihren Drohnenkrieg gegen Russland offenbar mit einfachster Technik. Unser Überblick.

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Türkei I Getreidefrachter  auf Durchfahrt durch Bosporus
Getreidefrachter auf Durchfahrt durch BosporusBild: Ali Atmaca/AA/picture alliance

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Frachtschiffe verlassen Odessa trotz Seeblockade
  • Russland muss Botschaftspersonal in Dänemark reduzieren
  • Ukraine setzt Pappdrohnen gegen Russland ein
  • Drei Jahre Haft für orthodoxen Kriegsgegner in Russland

 

Zwei weitere Frachtschiffe haben trotz einer russischen Seeblockade südukrainische Schwarzmeerhäfen verlassen. Daten der Internetseite Marinetraffic zufolge haben die beiden Schiffe vom Hafen Piwdennyj circa 20 Kilometer östlich von Odessa abgelegt. Die Frachter "Filia Glory" und "Ocean Courtesy" fahren unter den Flaggen von Liberia und den Marshall-Inseln.

Für die "Filia Glory" wurde angegeben, dass sie zuerst den Hafen Odessa anlief und dann Kurs auf den bulgarischen Hafen Warna genommen habe. Ob die Schiffe Fracht geladen haben, ist nicht bekannt.

In den ukrainischen Schwarzmeerhäfen sitzen seit dem Beginn des russischen Einmarsches vor über 18 Monaten Dutzende Handelsschiffe fest. Zwischenzeitlich konnten im Rahmen des Abkommens zur Ausfuhr ukrainischen Getreides einige Frachter die Häfen verlassen, doch seit Mitte Juli hat Russland die Vereinbarung ausgesetzt und die Seeblockade wieder in Kraft gesetzt.

Die ukrainische Marine hingegen hat Anfang August eine küstennahe Route für die Ausfahrt ziviler Schiffe festgelegt. Bisher nutzten zwei Frachter diese Möglichkeit den Hafen Odessa zu verlassen. Beide haben die Passage durch das Schwarze Meer unbeschadet überstanden.

Dänemark will Zahl russischer Diplomaten verringern

Dänemark hat Russland aufgefordert, das Personal seiner Botschaft in Kopenhagen zu reduzieren. Wie das dänische Außenministerium mitteilte, dürfen in der russischen Botschaft in Kopenhagen ab Ende September nur noch so viele Menschen arbeiten wie in der dänischen Botschaft in Moskau. Konkret darf die russische Botschaft den Angaben zufolge dann nur noch fünf Diplomaten und 20 Verwaltungs- und Technikmitarbeiter beschäftigen.

Der russische Botschafter Wladimir Barbin sei bereits über die Entscheidung informiert worden, erklärte das Ministerium. Sie sei das Ergebnis langwieriger Verhandlungen mit Russland über Visa für Botschaftsmitarbeiter. "Die Verhandlungen haben aufgrund wiederholter russischer Versuche, Visaanträge für russische Geheimdienstoffiziere in diese Verhandlungen einzubeziehen, nicht zu Ergebnissen geführt", führte das Ministerium aus.

Im April 2022, also kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, hatte Dänemark 15 russische Diplomaten ausgewiesen, bei denen es sich nach Angaben Kopenhagens um Geheimdienstoffiziere handelte.

Ukraine setzt Pappdrohnen gegen Russland ein

Die Ukraine soll den militärischen Teil eines Flughafens im russischen Grenzgebiet Kursk vor einigen Tagen mit einem neuen Drohnentyp angegriffen haben. Insgesamt 16 aus Karton gefertigte Flugkörper seien am vergangenen Sonntag zum Einsatz gekommen, berichten ukrainische Medien unter Berufung auf den Geheimdienst SBU. Dabei sollen in Kursk fünf russische Kampfflugzeuge und mehrere Flugabwehrsysteme beschädigt worden sein.

Schaden an einer Hochhausfassade nach einem ukrainischen Drohnenangriff auf die Moskauer City
Geringer Schaden, große Bedeutung: Ukrainischer Drohnenangriff in der Moskauer CityBild: AP Photo/picture alliance

Aus Karton und Gummibändern gefertigte Leichtgewichtsdrohnen hatte Kiew im Frühjahr von einer australischen Firma erhalten. Die Geräte sind für Flugabwehr-Radare nur schwer zu orten. In den vergangenen Tagen flogen ukrainische Drohnen mehrfach erfolgreich Angriffe auf Ziele in Russland, selbst in großer Entfernung von der Grenze.

Russland schießt unbekanntes Objekt über Pskow ab

Die russische Luftabwehr meldet in der nordwestlichen Region Pskow den Abschuss eines unbekannten Flugkörpers. Gouverneur Michail Wedernikow postete auf Telegram ein Video, das eine Explosion am Himmel zeigt. Es habe keine Schäden am Boden gegeben.

In derselben Region hatte Russland nach eigenen Angaben am Mittwoch über dem Militärflugplatz von Pskow bereits einen Drohnenangriff vereitelt, infolgedessen vier russische Transportflugzeuge beschädigt worden waren.

Nach ukrainischen Angaben ist der Drohnenangriff von russischem Staatsgebiet aus ausgeführt worden. "Die Drohnen, mit denen der Luftwaffenstützpunkt 'Kresty' in Pskow attackiert wurde, wurden von Russland aus gestartet", erklärte der ukrainische Geheimdienstchef Kyrylo Budanow am Freitag in Online-Diensten. 

Moskauer Bürgermeister: Bauen Luftverteidigung aus

Angesichts sich häufender Drohnenangriffe auf die russische Hauptstadt hat Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin den Ausbau der Luftverteidigung gerühmt. Man habe viel getan, um Moskau vor Drohnen und versuchten Terroranschlägen zu schützen, erklärte Sobjanin vor Vertretern kommunaler Unternehmen.

Schaden an einer Hochhausfassade nach einem ukrainischen Drohnenangriff auf die Moskauer City
Geringer Schaden, große Bedeutung: Ukrainischer Drohnenangriff in der Moskauer CityBild: AP Photo/picture alliance

Dessen ungeachtet waren unbemannte Flugkörper in den vergangenen Wochen mehrfach bis ins Stadtzentrum vorgedrungen und hatten dort Schäden etwa im berühmten Wolkenkratzerviertel Moskwa City angerichtet. Die Folgen der Attacken stehen allerdings in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der von Russland angegriffenen Ukraine.

Drei Jahre Haft für orthodoxen Kriegsgegner 

Ein Bezirksgericht in Sankt Petersburg hat einen orthodoxen Geistlichen zu drei Jahren Haft verurteilt. Weil er Russlands Krieg gegen die Ukraine anprangerte, wurde Ioann Kurmojarow schuldig gesprochen, falsche Informationen über die russische Armee verbreitet zu haben. Die Staatsanwaltschaft hatte sogar sieben Jahre Haft beantragt.Kurmojarow hatte im März 2022 in einem Youtube-Video Russlands Überfall auf die Ukraine verurteilt und gesagt, im dortigen Krieg gefallene russische Soldaten kämen in die Hölle. Im Juni 2022 wurde er festgenommen und saß seither in Untersuchungshaft. In Russland wurden bisher nur sehr wenige Fälle von Geistlichen bekannt, die den Krieg gegen die Ukraine öffentlich verurteilen.

Viele Kinder in der Ukraine weiter ohne Schulbesuch

Vier von zehn Schulkindern in der Ukraine sind weiterhin auf Fernunterricht angewiesen. Das gab das internationale Hilfswerk Save the Children in Kiew zum Beginn des neuen Schuljahres bekannt. 42 Prozent aller Schulpflichtigen müssten auf digitale Bildungsangebote zurückgreifen, weil es beispielsweise an Luftschutzräumen in Schulen fehle.

Zerstörte Unterrichtsräume in einem Schulneubau in der Region Charkiw
Zerstörte Schule in der Region CharkiwBild: Sofiia Bobok/AA/picture alliance

Die Leiterin von Save the Children in der Ukraine, Sonia Khush, sprach von einem "weiteren Jahr der unterbrochenen Bildung". Tausende Kinder hätten seit Kriegsbeginn im Frühjahr 2022 noch keinen Fuß in ein Klassenzimmer gesetzt. Entsprechend dem Völkerrecht müssten zivile Objekte und besonders solche, die von Kindern genutzt werden, vor Angriffen geschützt werden.

fab/rb/wa (AFP, AP, dpa, epd, KNA, Reuters)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.