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PolitikUkraine

Ukraine: Ehefrau des Chefs des Geheimdiensts vergiftet

30. November 2023

Marianna Budanowa, Frau des Chefs des ukrainischen Militärgeheimdienstes, wurde mit Symptomen einer Vergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Kiew verdächtigt Moskau. Was ist bisher über den Fall bekannt?

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Marianna Budanowa mit ihrem Mann Kyrylo Budanow
Marianna Budanowa mit ihrem Mann Kyrylo BudanowBild: Viacheslav Ratynskyi/REUTERS

Marianna Budanowa, die Ehefrau des Leiters der Hauptverwaltung Aufklärung des Verteidigungsministeriums der Ukraine (HUR), Kyrylo Budanow, wurde mit Vergiftungssymptomen ins Krankenhaus eingeliefert. Das meldeten am Dienstag mehrere Medien unter Berufung auf anonyme Quellen im ukrainischen Militärgeheimdienst. Es heißt, schwerwiegende Folgen hätten vermieden werden können, da die Vergiftung rechtzeitig bemerkt worden sei.

Die Vergiftung wurde später vom Sprecher des Geheimdienstes, Andrij Jusow, bestätigt. Ihm zufolge ist die Behandlung von Budanowa bereits beendet. Sie bleibe aber in den nächsten Wochen noch unter ärztlicher Aufsicht. Wie das ukrainische Portal LIGA.net unter Berufung auf Jusow berichtet, ist Kyrylo Budanow selbst nicht betroffen.

Vergiftung durch Schwermetalle?

Nach Angaben des ehemaligen Chefs des ukrainischen Auslandsgeheimdienstes, Walerij Kondratjuk, wurden in den Proben von Marianna Budanowa giftige Substanzen gefunden. "Die Vergiftung erfolgte durch Schwermetalle. Bei den Tests wurden Elemente wie Arsen und Quecksilber entdeckt", sagte Kondratjuk dem ukrainischen Sender NW.

Ihm zufolge hatten mehrere Mitarbeiter des Geheimdienstes Vergiftungssymptome. "Die Rede ist nicht von den Wachen, die Budanows Frau begleiten, sondern von hochrangigen Beamten, Leitern einzelner Bereiche, die in der Hauptverwaltung Aufklärung speziell für Operationen in Russland zuständig sind", so Kondratjuk. Der Geheimdienst bestätigt dies nicht, dementiert die Informationen aber auch nicht. Die DW stellte eine Anfrage zur Vergiftung von Marianna Budanowa an den Dienst, erhielt aber noch keine Antwort.

Wer ist Marianna Budanowa?

Über die Budanows ist in offenen Quellen wenig zu finden. Es ist nur bekannt, dass die Frau des Geheimdienstchefs im Dorf Stawischtsche in der Region Kiew geboren wurde, von Beruf Psychologin, 30 Jahre alt und seit zehn Jahren mit Kyrylo Budanow verheiratet ist.

In einem Interview für die Zeitschrift Elle im Oktober 2022 sagte sie, dass sie ihren Mann im Herbst 2013 kennengelernt habe, kurz vor den Protesten gegen die überraschende Erklärung der damaligen ukrainischen Regierung, das geplante Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union nicht unterzeichnen zu wollen. In der Endphase der Proteste begann im Frühjahr 2014 die russische Annexion der Krim und die russische Destabilisierung des Landes. Danach habe ihre Familie, so Budanowa im Elle-Interview, keine Ruhe mehr gefunden, denn ihr Mann habe von Anfang an am Militäreinsatz im Donbass teilgenommen, wo er zweimal verwundet worden sei. Nach Besuchen ihres Mannes im Krankenhaus habe sie begonnen, ehrenamtlich verwundeten Soldaten zu helfen.

Portrait von Vitali Klitschko, im Hintergrund blau-gelbe ukrainische Fahnen
Vitali Klitschko ist seit 2014 Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt KiewBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Im Jahr 2020 nahm Marianna Budanowa an den Wahlen zum Kiewer Stadtrat teil und kandidierte für die UDAR-Partei des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko. Die UDAR-Partei, bekam jedoch kein Mandat. Ein Jahr nach den Wahlen wurde Budanowa Beraterin von Klitschko und war ehrenamtlich für Korruptionsbekämpfung im Bereich Jugendpolitik und Sport zuständig. "Das alles brach am 24. Februar 2022 ab", sagte Budanowa in dem Elle-Interview über den Tag, als Russlands umfassender Angriffskrieg begann. Später sagte Kyrylo Budanow dem Portal "The War Zone", dass seine Frau "Offizierin der Polizei" sei und Psychologie an der Akademie des Innenministeriums unterrichte.

Gemeinsames Leben im Büro

Sowohl Kyrylo Budanow selbst als auch seine Frau haben in vielen ihrer Interviews über den Beginn der russischen Invasion gesprochen, dass sie am 23. Februar 2022 faktisch ins Büro des Geheimdienstchefs umgezogen seien und seitdem dort gemeinsam leben würden.

"Wir machten uns fertig und fuhren zu seiner Arbeitsstelle, und seitdem waren wir nicht mehr zuhause. Ich kann nicht sagen, dass wir uns darauf besonders vorbereitet hatten - Dokumente, Telefone und Kleidung für eine gewisse Zeit. So sind wir losgefahren", berichtete Marianna Budanowa in dem Elle-Interview. Ihr Mann sagte m August 2023 gegenüber Radio Liberty: "Mein Schatz ist immer bei mir, meine Frau lebt rund um die Uhr mit mir im Büro. Früher bin ich zur Arbeit gefahren und wieder nach Hause zurückgekehrt."

Versuchte Attentate auf Kyrylo Budanow

In diesem Sommer berichtete der HUR-Pressedienst, Kyrylo Budanow habe schon mehr als ein Dutzend Attentate überlebt und sei nach wie vor ein wichtiges Ziel der russischen Geheimdienste und von Putins Propaganda. "Natürlich werden alle Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, aber das hat keinen Einfluss auf die Arbeit. Letztendlich denke ich, dass es Putin und sein unmittelbares Umfeld sind, die sich fürchten müssen", sagte Andrij Jusow, Sprecher des Militärgeheimdienstes.

Zuvor hatte Kyrylo Budanow im Gespräch mit dem ukrainischen Journalisten Dmytro Komarow zu den Attentatsversuchen gesagt, sie seien eine gewisse Anerkennung und würden nur zeigen, dass er als ukrainischer Geheimdienstchef seine Arbeit richtig mache.

Unterdessen erklärte Andrej Jusow, dass die Ukraine Russland verdächtigte, an der Vergiftung von Marianna Budanowa beteiligt gewesen zu sein. "Die Untersuchung wird es noch zeigen, aber das ist die wichtigste Hypothese", so der HUR-Sprecher.

Adaption aus dem Russischen: Markian Ostaptschuk