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Unabhängigkeitsreferendum im Süden beendet

15. Januar 2011

Im Südsudan ist die Volksabstimmung über eine Abspaltung vom Norden zu Ende gegangen. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 90 Prozent. Die historische Abstimmung dürfte der Anfang eines neuen Staates in Afrika sein.

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Ein Südsudanese bläst kurz vor Schließung der Wahllokale in eine Vuvuzela (Foto: AP)
Das Referendum ist beendet: Ein Tag der (Vor-)Freude für viele SüdsudanesenBild: AP

Es sei die "friedlichste, wohlgeordnetste und ruhigste Wahl" gewesen, die er je erlebt habe, sagte der Leiter der Wahlkommission, Mohamed Ibrahim Khalil, am Samstag (15.01.2011) in der südsudanesischen Hauptstadt Juba. Erste Ergebnisse des Unabhängigkeitsreferendums werden für Anfang Februar erwartet.

Zustimmung gilt als wahrscheinlich

Ex-US-Präsident Jimmy Carter, der eine Abordnung zur Überwachung der Abstimmung im Sudan leitet, hatte zuvor erklärt, es habe einen sehr geregelten Ablauf der Wahl gegeben. Er nannte es wahrscheinlich, dass die Menschen im Süden für die Unabhängigkeit vom Norden gestimmt hätten. Vermutlich, so Carter, würde der 9. Juli zum Unabhängigkeitstag ausgerufen.

Bei der Wahl müssen die Südsudanesen ihren Fingerabdruck hinterlassen (Foto: dapd/AP)
Beobachter sprechen von geordneten und friedlichen WahlenBild: dapd

EU-Außenministerin Catherine Ashton begrüßte das friedliche Ende der Wahl und sprach von einem "historischen Ereignis". Die EU-Beobachter würden am Montag eine vorläufige Bewertung abgeben.

Nordsudan will Ergebnis anerkennen

Nach einwöchiger Abstimmung blieben zahlreiche Wahllokale am letzten Tag des Referendums leer. An den ersten Tagen der historischen Abstimmung hatte es allerdings einen großen Andrang an den Urnen gegeben. Rund 90 Prozent der Bevölkerung im Südsudan nahm an dem Votum teil. Von den im Norden lebenden Südsudanesen gaben nach Angaben der Wahlkommission lediglich etwas mehr als 50 Prozent ihre Stimme ab. Eine rege Wahlbeteiligung gab es dagegen bei den im Ausland lebenden Südsudanesen: Von ihnen gingen mehr als 90 Prozent zur Urne. Die für ein gültiges Referendum notwendige Mindestbeteiligung von 60 Prozent war schon vor zwei Tagen überschritten worden.

Großer Andrang vor einem Wahllokal (Foto: DW)
Die ersten Tage herrschte großter Andrang vor den WahllokalenBild: DW/Shinger

Die Regierung im Nordsudan hat ankündigt, das Ergebnis anzuerkennen. Ungeklärt sind jedoch noch einige brisante politische Fragen, so etwa die Aufteilung der Einkommen aus der Erdölförderung und die Frage, welchem Staat die Region Abyei zugeschlagen wird. Dort war es erst vor kurzem zu gewaltsamen Protesten gekommen.

Endlich Frieden nach 20 Jahren Bürgerkrieg?

Das einwöchige Referendum ist Teil des im Jahr 2005 unterzeichneten Friedensabkommens, mit dem der mehr als 20-jährige Bürgerkrieg zwischen dem vorwiegend muslimischen Norden und dem stark christlich geprägten Süden beendet werden soll.

Im armen, aber rohstoffreichen Südsudan leben derzeit etwa neun Millionen Menschen, im Norden 32 Millionen. Wegen des Referendums kehrten nach UN-Angaben seit Mitte November bereits mehr als 180.000 im Norden lebende Südsudanesen in ihre Heimat zurück. Im Laufe des Jahres sei mit der Rückkehr von mehr als einer halben Million Menschen zu rechnen.

Autorin: Ursula Kissel (rtr, afp, dpa)
Redaktion: Susanne Eickenfonder