UNICEF sorgt sich um Kinder in Syrien
5. August 2013Nach Angaben von UNICEF haben inzwischen fast 1,9 Millionen Menschen aus Syrien Schutz in den Nachbarländern gesucht und harren in Notunterkünften oder überfüllten Flüchtlingscamps aus. Rund die Hälfte von ihnen seien Kinder und Jugendliche, sagte der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider, bei einem Besuch im Irak. Dazu kämen mehr als 3,1 Millionen Mädchen und Jungen innerhalb Syriens, die direkt von dem Konflikt betroffen seien.
"Die syrischen Kinder haben Furchtbares erlebt - Dinge, die kein Kind sehen sollte", betonte Schneider am Sonntag. Die Kinder seien dringend auf zusätzliche Hilfe angewiesen. Allein im Flüchtlingslager Domis an der syrisch-irakischen Grenze müssten tausende Mädchen und Jungen Hitzetage bei 45 Grad überstehen, teilte Schneider per Twitter mit. Insgesamt lebten dort 45.000 Menschen. Geplant gewesen sei das Camp für halb so viele Flüchtlinge. Der Geschäftsführer begleitete Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel während eines zweitägigen Besuchs im Irak.
Mehr deutsche Finanzhilfe
Niebel kündigte an, dass Deutschland seine Hilfen für Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien aufstocken werde. Um die "regionale Katastrophe" in den Nachbarländern zu lindern, würden zusätzliche 20 Millionen Euro bereitgestellt. Die Mittel sollen dem Welternährungsprogramm, dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF und Jordanien als besonders betroffenem Nachbarn zugutekommen. Bisher hat Deutschland die Versorgung von Flüchtlingen mit 170 Millionen Euro unterstützt.
Niebel hob die Bemühungen der kurdischen Regional-Regierung im Irak bei der Flüchtlingsaufnahme hervor, die sich bisher eher "im Windschatten der internationalen Gemeinschaft" bewegt habe. Der FDP-Politiker besuchte im Nordirak unter anderem das Flüchtlingslager Domis in der Provinz Dohuk, in dem Zehntausende syrische Flüchtlinge untergekommen sind.
Bescheidene Spendenbereitschaft
Derweil wurde bekannt, dass in Deutschland weniger für Syrien gespendet wird als bei anderen Katastrophen ähnlichen Ausmaßes. "Wir haben keine breite Spendenbewegung zu Syrien", sagte Ninja Charbonneau, Sprecherin des deutschen UNICEF-Komitees in Köln. Auch der Spenden-Experte Burkhard Wilke vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen sprach von einer allgemein großen Zurückhaltung, die auch andere Hilfswerke spüren. Dabei erklärten die Vereinten Nationen die Not in Syrien als derzeit größte humanitäre Krise weltweit: 6,8 Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen - mehr als Hessen Einwohner hat.
Bei UNICEF reagierten die Stammspender nach Angaben der Sprecherin zwar gut auf Appelle, so dass bisher rund 3,8 Millionen Euro für die Syrien-Hilfe eingingen. "Aber im Vergleich zur Hungerhilfe für Ostafrika 2011/2012 ist das relativ wenig. Da erhielten wir rund 18 Millionen Euro." Auch für die Opfer der Jahrhundertflut in Pakistan 2010 wurde bei UNICEF in Deutschland mehr gespendet: über zehn Millionen Euro.
kle/pg (epd, dpa)