Droht Afghanistan das Chaos?
29. Dezember 2013Äußerst skeptisch beurteilen US-Geheimdienste die Aussichten für Afghanistan nach dem Abzug der internationalen Kampftruppen. Es bestehe die Gefahr, dass sich die Sicherheitslage bis 2017 deutlich verschlechtere, berichtet die Zeitung "Washington Post" unter Berufung auf einen Lagebericht von 16 Geheimdiensten. Demnach kommen diese zu der Einschätzung, dass die radikalislamischen Taliban weiter an Einfluss gewinnen, selbst wenn die USA einige tausend Soldaten im Land lassen und der kriegsgeschüttelten Nation weiter finanziell unter die Arme greifen. Von den Fortschritten, die die Bündnispartner in den vergangenen drei Jahren errungen hätten, sei bis 2017 nichts Maßgebliches mehr zu erkennen.
Wie selbstständig wird Afghanistan sein?
Scheitere zudem das geplante bilaterale Sicherheitsabkommen zwischen Washington und Kabul, das den Verbleib von US-Soldaten in Afghanistan regeln soll, drohe das Land rasch im Chaos zu versinken, zitierte die Zeitung aus mit dem Bericht vertrauten Kreisen. "Ohne die militärische Präsenz und finanzielle Unterstützung würde sich die Lage sehr schnell verschlechtern", sagte ein namentlich nicht genannter Regierungsvertreter der "Washington Post".
Andere Informanten bewerteten den Bericht hingegen als zu pessimistisch. Zwar würden sich die politischen Verhältnisse neu sortieren, dies bedeute aber nicht zwingend einen Machtzuwachs für die Taliban, sagte ein Regierungsbeamter. Auch die afghanischen Sicherheitskräfte werden in dem Bericht nach Einschätzung von einigen Experten zu negativ beurteilt.
Die USA und Afghanistan ringen seit Langem um ein Sicherheitsabkommen. Es ist auch Voraussetzung für finanzielle Hilfen des Westens. Die Vereinbarung ist zudem die Vorlage für ein entsprechendes Abkommen für Deutschland und die anderen an dem künftigen internationalen Einsatz am Hindukusch beteiligten Staaten. Afghanistans Staatschef Hamid Karsai will die Unterzeichnung seinem im April zu wählenden Nachfolger überlassen. Die US-Regierung dringt hingegen auf eine rasche Unterschrift.
nis/kis (afp, dpa)