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Wachsende Sorge um Togo

Wim Abbink30. April 2005

Die Bundesregierung hat die antideutschen Übergriffe in Togo scharf verurteilt. Besorgt über die Entwicklung in dem westafrikanischen Staat zeigten sich auch die Vereinten Nationen.

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Unruhige Tage in Lomé, der Hauptstadt TogosBild: AP

Außenminister Joschka Fischer appellierte nach dem Überfall auf das Goethe-Institut in Lomé an die togoische Regierung, alles zu tun, damit die Urheber dieser "unsäglichen Akte von Brandstiftung und Vandalismus" ermittelt und bestraft würden. Die ersten der rund 300 in Togo lebenden Deutschen kamen der Aufforderung der Bundesregierung nach, das westafrikanische Land vorübergehend zu verlassen, wie das Auswärtige Amt mitteilte.

Fischer erklärte, die Regierung in Lomé müsse sicherstellen, dass die "von einigen Gruppen offenbar betriebene antideutsche Hetze und die inakzeptablen Verleumdungen gegen den deutschen Botschafter umgehend eingestellt werden". Anlass für die Übergriffe auf das Goethe-Institut ist vermutlich eine anti-deutsche Kampagne, nachdem in der deutschen Botschaft der frühere togoische Innenminister Unterschlupf gefunden hatte. Auch soll es Medienberichte gegeben haben, nach denen der deutsche Botschafter SS-Mitglied gewesen sei. Er ist nach Informationen aus dem Auswärtigen Amt aber erst 1941 geboren.

Goethe-Institut in Togo zerstört
Verwüstetes Goethe-Institut in TogoBild: AP

Droht ein neuer Krisenherd?

Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS, die im Machtkampf in Togo vermitteln will, zeigte sich besorgt über Berichte, wonach es in Togo auch zu Übergriffen auf Ausländer aus anderen afrikanischen Staaten kam. Nach Angaben des togoischen Innenministers haben Oppositionsanhänger am Dienstag acht Arbeiter aus Nigeria bei lebendigem Leibe verbrannt.

Auch die Vereinten Nationen sehen die seit Tagen anhaltende Gewalt in Togo mit großer Sorge. Es bestehe die Gefahr, dass das westafrikanische Land "abgeleite", sagte der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, Jan Egeland. Mit Blick auf die Konflikte in Liberia, Sierra Leone, Guinea und Elfenbeinküste, die die Region in den vergangenen Jahren aufgewühlt hätten, warnte er vor einem neuen Krisenherd: "Ein weiterer bewaffneter Konflikt in Westafrika wäre eine Katastrophe".

Krisenstab und Reisewarnung

Das Auswärtige Amt in Berlin hatte bereits am Freitag den Geschäftsträger der Botschaft Togos einbestellt. Fischer hatte auch mit dem französischen Außenminister Michel Barnier und dem togoischen Außenminister telefoniert und eine Sondergesandte nach Togo in Marsch gesetzt. Sie soll unter anderem Gespräche mit der togoischen Regierung und den dortigen Vertretern Frankreichs und den USA führen. Darüber hinaus wurde im Auswärtigen Amt unter Leitung von Staatssekretär Jürgen Chrobog ein Krisenstab eingerichtet. Eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für Togo besteht seit dem 22. April.

Die Unruhen waren nach der Präsidentschaftswahl ausgebrochen. Die Opposition und ihr Kandidat Emmanuel Akitani Bob erkennen den von der Regierung verkündeten Wahlsieg des Kandidaten der Regierungspartei, Faure Gnassingbé, nicht an. Akitani Bob erklärte sich nach der Wahl selbst zum Präsidenten. Nach Darstellung der Opposition kosteten die Unruhen bereits 100 Menschen das Leben.

Faure Gnassingbe, neuer Machthaber Togos
Umstrittener Präsident: Faure GnassingbéBild: AP