Was macht die WHO?
7. April 2020Was macht die Weltgesundheitsorganisation WHO?
Besonders ins Bewusstsein der Menschen tritt die WHO meist dann, wenn sie einen internationalen Gesundheitsnotstand ausruft, wie etwa 2009 wegen der Verbreitung der Schweinegrippe, 2014 und 2019 wegen des Ebolavirus und Anfang dieses Jahres angesichts des neuartigen Coronavirus.
Doch die Aufgaben und Betätigungsfelder der Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UN) reichen viel weiter. Mit dem Ziel, überall auf der Welt das höchstmögliche Gesundheitsniveau zu erreichen, leistet sie nicht nur Soforthilfe bei Katastrophen, sondern sie überwacht und bewertet gesundheitliche Entwicklungen weltweit, darunter etwa auch Ernährung und sanitäre Verhältnisse. Mit ihren 194 Mitgliedstaaten ist die WHO federführend in der Forschung zu Gesundheit, sowie im Aufstellen von Normen und Standards.
Warum und wie wurde die WHO gegründet?
Die Idee einer gesonderten Gesundheitsbehörde kam bereits bei der Gründungskonferenz der Vereinten Nationen kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 auf. Den Staaten war bewusst, dass es zur Erhaltung des Friedens und der Sicherheit auf der Welt - also des zentralen Ziels der UN - auch Lösungen für Gesundheitsprobleme braucht.
Die Verfassung der WHO wurde 1946 von zunächst 61 Staaten in New York unterzeichnet. Am 7. April 1948, also dem Tag, den wir heutzutage als Weltgesundheitstag begehen, trat sie schließlich in Kraft. Der Hauptsitz der UN-Sonderorganisation ist das schweizerische Genf, darüber hinaus gibt es sechs Regionalbüros und 150 Länderbüros. Nach eigenen Angaben zählt die WHO etwa 7000 Mitarbeiter.
Wie finanziert sich die WHO?
Der Programmhaushalt 2020-2021 der WHO beträgt 4,8 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 4,2 Milliarden Euro). Etwa ein Fünftel dieses alle zwei Jahre neu festgelegten Budgets machen die Pflichtbeiträge der derzeit 194 Mitgliedsstaaten aus. Doch nicht jedes Land zahlt das Gleiche: Vielmehr bemisst sich die Höhe des Beitrags nach der jeweiligen Zahlungsfähigkeit.
Der (große) Rest des Haushalts speist sich aus freiwilligen Beitragsleistungen von Mitgliedstaaten sowie aus Spenden von Stiftungen, UN-Institutionen, NGOs und Privatpersonen. Dass dieser Anteil an der Finanzierung über die Jahrzehnte immer weiter gewachsen ist, sorgt für Kritik, da dadurch die Neutralität der Weltgesundheitsorganisation gefährdet sei.
Der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) zufolge leisteten zum Beispiel 2010 bis 2011 die zehn größten staatlichen Beitragszahler (Pflichtbeiträge plus freiwillige Beitragsleistungen zusammengenommen) über 60 Prozent, darunter die USA, Japan und auch Deutschland. 2012-2013 war der größte Geldgeber, noch vor den USA, die Bill & Melinda Gates Foundation.
Welche Rolle spielt die WHO in der Corona-Krise?
Im Kampf gegen die Verbreitung des neuartigen Coronavirus kommt der Weltgesundheitsorganisation eine zentrale Rolle zu. Bei übertragbaren Krankheiten wie etwa AIDS, Malaria oder nun Covid-19 koordiniert die WHO internationale Aktivitäten, darunter in diesem Fall auch die Zusammenarbeit in der Forschung zum Coronavirus, die Entwicklung von Tests, Medikamenten und Impfstoffen. Sie hat unter anderem eine länderübergreifende klinische Studie mit dem Ziel initiiert, bereits vorhandene Medikamente auf ihre Wirksamkeit gegen Covid-19 zu testen.
Die Ausrufung eines "Notfalls für öffentliche Gesundheit von internationalem Ausmaß", wie sie Ende Januar 2020 wegen Corona erfolgt ist, ist das äußerste Mittel, das die WHO besitzt. Damit werden finanzielle und andere Ressourcen freigegeben. Mit der Ausrufung des Notstandes verbinden sich auch konkrete Handlungsempfehlungen an die Mitgliedsstaaten, etwa Quarantänemaßnahmen oder Reisebeschränkungen. Ein aus Gesundheitsexperten, Virologen und anderen Wissenschaftlern bestehendes Notfallgremium passt sie der Lageentwicklung kontinuierlich an. Die Empfehlungen sind zwar rechtlich nicht bindend, zumeist halten sich die Länder jedoch daran.
Anfang März hat die WHO die Ausbreitung des Coronavirus zudem offiziell zur Pandemie erklärt. Damit erkennt sie aber letztlich nur an, dass die Ansteckung mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 globale Ausmaße angenommen hat. Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärte, die Bezeichnung als Pandemie ändere nichts daran, was die WHO tue und was andere Länder tun sollten.
Wie wird der Einsatz der WHO in der Corona-Krise gesehen?
Für ihr vergleichsweise frühzeitiges und entschiedenes Handeln in der Corona-Krise wurde die Weltgesundheitsorganisation zuletzt gelobt – anders als während der Schweinegrippe-Pandemie 2009 oder der Ebola-Krise 2014 und 2015. Nach letzterer hatte die WHO Fehler eingestanden und ihre Arbeitsweise im Umgang mit Seuchen verändert.
Den aktuellen Erfolg der Organisation als globaler Krisenmanager schreiben einige auch WHO-Chef Tedros zu, der seit 2017 im Amt ist und als Macher gilt, der die Öffentlichkeit nicht scheut. Kritik brachte ihm allerdings ein, dass er China für den Umgang mit dem Coronavirus lobte, nachdem das Land den Ausbruch in Wuhan erst ignorierte, um dann rigorose Maßnahmen durchzusetzen.