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Wassermangel: Schiffe stauen sich vor dem Panamakanal

22. August 2023

Weil wegen einer Dürre in Mittelamerika Wasser fehlt, dürfen immer weniger Schiffe den für den Welthandel wichtigen Kanal passieren. Die zuständige Behörde hatte die Zahl der täglichen Durchfahrten reduziert.

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Schiffe stauen sich vor dem Panamakanal
Bild: Vesselfinder

Normalerweise können jeden Tag 36 Schiffe durch die 80 Kilometer lange Wasserstraße zwischen dem Atlantik und dem Pazifik fahren. Zurzeit aber dürfen nur noch 32 Schiffe pro Tag die Wasserstraße passieren. Die zuständige Kanal-Behörde hatte am 15. August mitgeteilt, dass die Beschränkung des Verkehrs bis zum 2. September verlängert werde. Seither warten immer mehr Schiffe auf beiden Seiten der Schifffahrtsstraße auf Einlass in den Kanal.

Der Panamakanal ist eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Er verbindet in Mittelamerika den Atlantik mit dem Pazifik. Da in der Region immer weniger Regen fällt und die Temperaturen steigen, ist der Wasserstand des künstlichen Gatún-See im Panamakanal gesunken, was die Schiffbarkeit der Wasserstraße einschränkt. Zuletzt wurde wieder der maximale Tiefgang gesenkt, mit dem Schiffe den Kanal passieren dürfen.

Die NSU Challenger verlässt die Cocoli-Schleuse bei der Einfahrt in den Kanal
Die NSU Challenger verlässt die Cocoli-Schleuse bei der Einfahrt in den KanalBild: Aris Martinez/REUTERS

Nötige Einschränkungen

Trotz Beginn der Regenzeit und verschiedener Maßnahmen, Wasser zu sparen, seien die Einschränkungen nicht zu vermeiden, so die Panamakanal-Behörde. Durch die Beschränkung der Schiffspassagen könne es zu längeren Wartezeiten kommen. Je nach Wasserstand und Wettervorhersagen soll die tägliche Durchfahrtkapazität bei Bedarf angepasst werden. Der Kanal ist rund 80 Kilometer lang. Er beginnt in Colón im Norden und endet nahe Panama-Stadt im Süden.

Seit 2016 verfügt die Wasserstraße über drei Schleusensysteme, über die die Schiffe auf das Niveau des 28 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Gatún-Sees angehoben und später wieder abgesenkt werden. Seit dem Ausbau des Kanals können auch große Tanker und Frachter mit bis zu 14 000 Containern durch die Wasserstraße geschleust werden. Rund sechs Prozent des Welthandels werden durch den Panamakanal abgewickelt.

Wegen der Einschränkungen haben sich nun Warteschlangen auf beiden Seiten des logistischen Nadelöhrs gebildet. Der Lieferkettendatendienst Everstream Analytics zählte Mitte August 135 wartende Schiffe, deutlich mehr als in den Monaten davor. Laut Everstream-Fachmann Mirko Woitzik transportieren die meisten der betroffenen Schiffe Schüttgut oder Flüssiggas, da ihre Durchfahrten relativ kurzfristig gebucht werden. Dagegen würden die meisten Containerschiffe in der Regel Monate im Voraus gebucht und erhielten daher im Kanal Priorität.

Konjunkturfolgen

Mit dem Abflauen der Corona-Pandemie und dem seither wieder anziehenden Welthandel nehmen einer Studie zufolge auch die Schiffsstaus wieder zu. Davon seien knapp acht Prozent der weltweit in Containern verschifften Güter betroffen, wie das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Mittwoch mitteilte. Im Mai steckten noch knapp sieben Prozent fest, so das Institut, das unter anderem an- und ablegende Schiffe in 500 Häfen weltweit erfasst.

"Eine Kombination aus vermehrtem Verkehr vor China und den Einschränkungen des Panamakanals, der aufgrund von Niedrigwasser nur eingeschränkt befahrbar ist, könnten für die jüngste Zunahme der Schiffsstaus verantwortlich sein", sagte IfW-Experte Vincent Stamer der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für Deutschland habe der Panamakanal allerdings im Vergleich zum Suezkanal nur eine geringe Bedeutung. Weniger als zwei Prozent der ausgefahrenen Mengen aus deutschen Häfen hätten die Pazifikküste von Nord- und Südamerika als Ziel.

Maltesisches Containerschiff in einer Schleuse des Panamakanals
Rund sechs Prozent des Welthandels wird durch den Panamakanal transportiert, wie hier mit der CMA CGM ABU DHABIBild: Aris Martinez/REUTERS

Klimawandelfolgen?                                          

Obwohl der Panamakanal zwischen zwei Ozeanen liegt, muss er durch Süßwasser gespeist werden, damit die Schiffe in den zwölf Schleusen um bis zu 26 Meter über den Meeresspiegel gehoben werden können. In der Gegend des für die Bewässerung des Kanals wichtigen Gatúnsees hat es im Frühjahr aber nur halb so viel geregnet wie normalerweise. Daher hatte Everstream Analytics schon im Mai vor Einschränkungen für die Logistik gewarnt.

Um Wasser zu sparen, hatte die Kanalbehörde damals angeordnet, dass Schiffe für die Durchfahrt ihren Tiefgang reduzieren müssen, sodass sie weniger Ladung transportieren können. Laut Everstream sind für jede Schiffsdurchfahrt 200 Millionen Liter Wasser nötig. Schiffe müssen Durchfahrten reservieren. In einer Mitteilung vom 10. August empfiehlt die Kanalbehörde ihren Kunden wegen der längeren Wartezeiten dringend, Durchfahrten im Voraus zu reservieren.

Zu längeren Wartezeiten kann es auch kommen, wenn Nebel oder Stürme die Navigation behindern oder wenn die Schleusen repariert werden müssen. Während der letzten Dürre im Jahr 2020 wurden die Durchfahrten auf 27 Schiffe pro Tag reduziert, die Einschränkungen waren also noch schwerwiegender als jetzt. Da die Folgen der jüngsten Dürre sich nun aber schon seit Monaten auf den Panamakanal auswirken, dürften allerdings die Kosten für Schiffstransporte und die Wartezeiten auf internationale Lieferungen steigen.

dk/hb (dpa, rtr, Bild Online, FAZ)