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Wer braucht schon ein Auto?

20. April 2009

41 Millionen Autos sind laut Kraftfahrtbundesamt in Deutschland zugelassen. Jeder zweite Bundesbürger besitzt also einen Wagen. Nicht so Familie Waschull: vier Personen, kein Auto – dafür aber vier Fahrräder.

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Leonie und Simon fahren mit dem Rad zur Schule und zum Sport (Foto: Annegret Faber)
Ohne Auto geht es auch, meinen Leonie und SimonBild: Annegret Faber

Es ist 7.30 Uhr. Leonie und Simon haben gerade gefrühstückt und machen sich auf den Weg zur Schule. Die zehnjährige Leonie zieht ihre Jacke über, dazu ihre neuen Turnschuhe und den Fahrradhelm. Ihr elfjähriger Bruder Simon hat seinen Helm schon in der Hand. Er schwingt sich auf sein Fahrrad und fährt los. In 20 Minuten beginnt der Unterricht. Auch Vater Jörg Waschull steigt auf sein Rad. „Ich finde es bequemer, kein Auto zu haben, weil ich mich dann um nicht viel kümmern muss“, sagt er.

Nicht günstiger, aber umweltfreundlicher

Mit Tanken, Autoreparatur und TÜV hat er nichts zu tun. Aber nicht nur darum kam für Waschull ein Auto nie in Frage: Er ist überzeugter Umweltschützer. Wenn er doch einmal ein Auto braucht, leiht er es bei der Firma „Teilauto“, die stunden- oder tageweise Autos verleiht. „Für mich ist das eine sehr angenehme Art von Dienstleistung: Ich nutze das Auto nur dann, wenn ich es brauche, und um den Rest kümmern sich andere“, sagt er.

Rund 2000 Euro gibt er so jedes Jahr für Leihwagen aus, zusätzlich zahlt er für Bus und Bahn etwa 700 Euro. Auch die Kosten für Reparaturen am Fahrrad seien nicht zu unterschätzen, erzählt Waschull. Viel günstiger als ein Auto sei ein Leben ohne Wagen also nicht. Doch ihm geht es nicht um das Geld: Jörg Waschull will den Kindern ein Vorbild sein. „Die anderen Kinder finden es manchmal ein bisschen komisch, dass wir kein Auto haben“, sagt Leonie. Ein Problem sei das aber nicht.

Eine Stadt ohne Autos

Jörg Waschull auf seinem Fahrrad (Foto: Annegret Faber)
Möchte ein gutes Vorbild sein: Radfahrer Jörg WaschullBild: Annegret Faber

Schlechtes Wetter macht den Waschulls nichts aus. Wenn es zu kalt oder nass zum Radfahren ist, gibt es schließlich die Straßenbahn. Oder, wie Tochter Leonie sagt: „Man kann ja auch laufen und einen Regenschirm nehmen.“

Vater Jörg kann außerdem nur müde lächeln, wenn seine Kollegen ihm erklären, warum sie unbedingt ein Auto brauchen. Das sei nötig, um die Kinder zum Sport zu bringen und einzukaufen, hört er immer wieder. Seine Kinder kommen jedoch mit Rad oder Bahn zum Sport. Und einkaufen ist für Susanne Waschull auch kein Problem. „Mit zwei Fahrradtaschen ist das gut zu bewältigen und die Getränke lassen wir uns anliefern“, sagt sie.

Ein Auto brauche man in der Stadt nicht, meint Jörg Waschull. „Ich bin ein Verfechter dafür, die Autos aus der Stadt zu drängen. Ich komme ohne Auto aus, und ich kann nur alle anderen ermuntern, das auch mal zu tun.“

Autorin: Annegret Faber

Redaktion: Julia Kuckelkorn