Wer wird Nachfolger von Oliver Bierhoff?
7. Dezember 2022Matthias Sammer - der Wunschkandidat
Der ehemalige Bundesliga-Profi und Meistertrainer von Borussia Dortmund (2002) war bereits einmal Sportdirektor beim DFB: Von 2006 bis 2012 bekleidete Sammer das Amt, das später abgeschafft wurde, und war damals auch für den Ausbau der Talentförderung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) zuständig. Nach der verpatzten Fußball-WM in Katar und dem Abschied Bierhoffs vom DFB-Team gilt Sammer als Wunschkandidat der meisten Experten. Seine größte Qualität ist wohl, dass er nie zufrieden ist und auch nach Erfolgen immer noch nach Möglichkeiten zur Verbesserung sucht. Sammer sagt, was er denkt, auch wenn es unbequem sein kann. Für die nötige Weiterentwicklung der DFB-Elf wäre das sicherlich positiv. Ob er aber auch - so wie es Bierhoff getan hat - mit Bundestrainer Hansi Flick harmonieren würde, ist fraglich. Momentan ist Sammer als externer Berater beim BVB tätig. Nach Medieninformationen soll er für eine leitende Position nicht zur Verfügung stehen, laut Berichten der ARD-Sportschau aber bereit sein, auch beim DFB beratend tätig zu werden.
Fredi Bobic - die Alternative
Neben Sammer wird immer wieder Fredi Bobic, Geschäftsführer von Hertha BSC, als Kandidat genannt. Der ehemalige Nationalspieler und Europameister von 1996 könnte dann eine ernsthafte Option werden, wenn die Zuständigkeitsbereiche beim DFB neu geordnet werden. Bierhoff war zuletzt in Personalunion Geschäftsführer der DFB GmbH & Co. KG und Leiter der DFB-Akademie, sowie Teammanager der Nationalmannschaft. Teilt man die Bereiche künftig auf, käme Bobic für die Aufgabe des Teammanagers infrage.
Der 51-Jährige hatte an seinem Job bei der Hertha zuletzt wohl eher wenig Freude, der Job als DFB-Teammanager könnte zu ihm passen. Bobic gilt als sehr kommunikativ. In seiner Zeit als Sportdirektor von Eintracht Frankfurt hat er zudem bewiesen, dass er auch mit begrenzten Mitteln eine gute Mannschaft zusammenstellen kann. In Berlin gelang ihm das trotz der Millionen von Investor Lars Windhorst allerdings nicht. Bobic selbst hatte noch vor dem Bierhoff-Aus eine schnelle Entscheidungsfindung beim DFB gefordert. "Es muss bis Weihnachten klar sein, was Sache ist. Danach würde es sich zu lange ziehen", sagte der ehemalige Nationalspieler bei MagentaTV.
Sollte Bobic tatsächlich vom Krisenverein Hertha zum Krisenverband DFB wechseln wollen, müsste auch sein jetziger Arbeitgeber mitspielen. Schließlich steht er in Berlin noch bis 2024 unter Vertrag. "Ich habe einen Job, ich fühle mich sauwohl bei Hertha", sagte der 51-Jährige am Mittwoch bei einer Medienrunde der Berliner - keine klare Absage an den DFB.
Ralf Rangnick - der Entwickler
Sollte es tatsächlich eine Aufteilung der Zuständigkeiten geben, wäre der ehemalige Trainer und Macher von RB Leipzig so etwas wie die Idealbesetzung für den Posten des Akademieleiters. Im Grunde hat der aktuelle Nationaltrainer Österreichs unter dem Dach des Red-Bull-Konzerns bereits vorgemacht, wie es geht.
Die Fußball-Akademie in Leipzig ist ein Vorzeigeprojekt. Viele Spieler, die Dank der Red-Bull-Millionen zunächst dorthin transferiert und anschließend ausgebildet wurden oder zumindest die RB-Stationen Salzburg oder Leipzig durchlaufen haben, spielen heute entweder in der Bundesliga oder in anderen Spitzenligen in Europa. Neben der Spieler- kommt auch die Trainerausbildung nicht zu kurz. Viele Coaches mit RB-Vergangenheit haben in der Bundesliga und anderen Top-Ligen einen Chefposten.
Bobic als Teammanager, Rangnick als Akademieleiter? Das könnte funktionieren. Das Problem bei Rangnick ist nur: Er gilt als "schwierig". Wenn er einen Job übernimmt, hat er gerne die komplette Kontrolle. Ob sein Ego und ein mögliches neues Organigramm der deutschen Nationalelf zusammenpassen, müsste sich zeigen.
Thomas Hitzlsperger - der Schattenmann
Der TV-Experte und ehemalige Sportvorstand des VfB Stuttgart wird ebenfalls gehandelt. Seine Nähe zum DFB und der Nationalmannschaft ist unbestritten. Hitzlsperger, der von 2004 bis 2010 Nationalspieler war, gilt als jemand, der im Grunde mit jedem zurechtkommt. Er ist im Kandidatenverfahren so etwas wie der "Schattenmann", der neben anderen in Frage kommen könnte. Favorit oder Wunschlösung für den Sportdirektoren-Posten ist er allerdings wohl nicht. Gefragt nach seinen Ambitionen, lächelt der 40-Jährige bislang nur zurückhaltend. "Zunächst müssen die Funktionen klar sein, dann kann man über Namen sprechen", sagte er in der ARD.
Philipp Lahm - der Zukünftige
Der Weltmeister-Kapitän von 2014 ist momentan mit seiner Aufgabe als Chef des Organisationskomitees für die Heim-EM 2024 mehr als ausgelastet. Am Posten des DFB-Sportdirektors soll er nicht interessiert sein. Wahrscheinlicher ist, dass Lahm den nächsten Schritt auf der Karriereleiter im DFB macht, nachdem er das Turnier im eigenen Land zum Erfolg hat werden lassen. Dann könnte er auch als DFB-Sportdirektor zur Verfügung stehen.
"Meine Hauptaufgabe ist Turnierdirektor zu sein. Dass ich durch mein Leben Expertise in Sachen Fußball habe, ist klar und ich bin beim DFB. Deswegen stelle ich auch gerne meine Expertise in Sachen Fußball zur Verfügung", sagte der Cheforganisator der Heim-EM 2024 bei einem Medientermin in Leipzig auf die Frage, ob er
an einer Art "Think Tank" zur Neuorganisation der Aufgaben und Strukturen rund um die Nationalmannschaft mitwirken würde.
Hans-Joachim Watzke - der Entscheider
Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund ist die zentrale Figur im Verfahren. Als DFB-Vizepräsident, Aufsichtsratsvorsitzender der DFL und Abgesandter des DFB bei der UEFA ist Watzke der derzeit mächtigste Mann im deutschen Fußball.
Bei der zu erwartenden Ablösung von Donata Hopfen als DFL-Vorsitzende gilt er wie schon bei der Abschaffung des von Bierhoff eingeführten Slogans "Die Mannschaft" als treibende Kraft. Bei der Analyse des frühen Ausscheidens bei der WM muss Hansi Flick gegenüber DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Watzke, der als Kritiker Bierhoffs galt, Bericht erstatten. Ob Flick seinen Job behält, hängt daher stark vom BVB-Boss ab. Gleiches gilt bei der Frage, wer die neu zu besetzenden Posten im Umfeld der Nationalmannschaft ausfüllen wird. Klar ist schon jetzt: Es wird niemand werden, den Watzke dort nicht haben möchte.