Öl-Gipfel
22. Juni 2008Mehrere arabische Golfstaaten haben am Sonntag (22.6.2008) beim Öl-Krisengipfel in Saudi-Arabien ihre Bereitschaft signalisiert, noch mehr Öl zu fördern als bisher. Gleichzeitig wiesen sie eine Schuld an den derzeit hohen Ölpreisen zurück und warnten vor überzogenen Erwartungen. Verantwortlich für die Preisexplosion beim Rohöl seien Spekulation, steigende Nachfrage und hohe Steuern in den Industrieländern. "Dadurch, dass man sich auf die Steigerung der Produktion konzentriert, wird man nicht kurzfristig die Ölpreise senken könnten", sagte Saudi-Arabiens Öl-Minister Ali al-Nuaimi vor Vertretern von 36 Staaten und 22 Ölfirmen in der Hafenstadt Dschidda.
Algerien und Venezuela weigern sich
König Abdullah von Saudi-Arabien kündigte offiziell die bereits erwartete Steigerung der Öl-Produktion seines Landes auf 9,7 Millionen Barrel pro Tag an. Saudi-Arabien sei zudem zu einer weiteren Erhöhung der Förderung bereit, falls die Nachfrage steigen sollte, sagte der Monarch in Dschidda. Zuvor hatten bereits Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate ihre Bereitschaft bekundet, mehr Öl zu fördern.
Dies lehnen andere Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) ab, darunter Algerien und Venezuela. Sie wollen über höhere Förderquoten nicht vor dem nächsten regulären OPEC-Ministertreffen im September sprechen.
Saudi-Arabien will Energie-Pakt für arme Staaten
Die USA hatten vor Beginn des Öl-Krisengipfels eine Steigerung der Produktion als Mittel gegen den hohen Ölpreis angemahnt. US-Energieminister Samuel Bodman sagte: "Die Marktdaten zeigen uns, dass die Produktion nicht mit der wachsenden Nachfrage Schritt gehalten hat, was zu höheren und immer instabileren Preisen geführt hat."
Auch Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) setzte sich für eine Erhöhung der Fördermengen ein. Gleichzeitig forderte er mehr Transparenz auf den Ölmärkten. Der Preisanstieg sei nicht allein mit der boomenden Weltkonjunktur und steigender Nachfrage zu erklären. Es gebe auch Spekulation. Glos zog nach dem Treffen ein positives Fazit. "Ich gehe davon aus, dass von dieser Konferenz ein deutliches Signal an die internationalen Ölmärkte ausgeht, das zu einer Beruhigung der Preisentwicklung beitragen kann", sagte Glos nach Angaben seines Sprechers.
Der König von Saudi-Arabien erklärte, die aktuell hohen Preise von mehr als 130 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) seien unter anderem das Ergebnis des "Egoismus" von Spekulanten und der hohen Mineralölsteuer in einigen Import-Staaten. Mehrere ölproduzierende Staaten hatten im Vorfeld der eintägigen Konferenz in Dschidda erklärt, der Ölpreis sei vor allem deshalb so hoch, weil Finanz-Investoren auf eine Verknappung des Angebots und daraus resultierende weitere Preissteigerungen in der Zukunft spekulierten. König Abdullah rief zu einer Art Energie-Pakt für die Entwicklungsländer auf, dessen Ziel es sein soll, die Auswirkungen der hohen Energiepreise für die ärmeren Länder zu dämpfen. Sein Land sei bereit, 500 Millionen US-Dollar bereitzustellen, fügte er hinzu.
Brown fordert neue Atomkraftwerke
Der britische Premierminister Gordon Brown sagte in Dschidda, angesichts der hohen Energiepreise und wegen der steigenden Nachfrage seien mehr Investitionen in Atomkraft und erneuerbare Energien notwendig. Bis zum Jahr 2050 müssten weltweit 1000 neue Atomkraftwerke und 700 000 weitere große Windturbinen gebaut werden, erklärte er. Außerdem müsse sechs Mal mehr Energie aus Sonnen- und Wasserkraft sowie Biomasse gewonnen werden als bisher. Er forderte die ölproduzierenden Länder auf, einen Teil ihrer durch die steigenden Preise erzielten Milliardenprofite dafür zu investieren. (tos)