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Beethovenfest 2024: ein Plädoyer für Demokratie

Anastassia Boutsko
26. April 2024

"Miteinander" lautet das Motto des Beethovenfestes Bonn in diesem September - ganz im Geiste von Beethovens Neunter Sinfonie, die in diesem Jahr ihren 200. Geburtstag feiert.

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Mehrere Menschen stehen vor dem Beethoven-Denkmal und fotografieren es
Beethoven steht auch heute noch im MittelpunktBild: Ulrike Hofsähs/dpa/picture alliance

Sich mit den aktuellen Themen der jeweiligen Zeit auseinanderzusetzen - das passt zu einem Festival, das Beethovens Namen trägt. War der große Sohn Bonns doch selbst ein leidenschaftlich politischer Mensch. Nach Themen wie Diversität, Vielfalt und Umwelt in den vergegangenen Jahren widmet sich das Team des Intendanten Steven Walter nun der "Demokratie" - im Bonner Regierungsviertel, der Geburtsstätte bundesdeutscher Demokratie.

Miteinander und Teilhabe

Als Miteinander und Teilhabe dekliniert Steven Walter das diesjährige Motto. Und dieses Miteinander muss "jeden Tag neu erprobt werden". Unter anderem mit Mitteln eines Festivals, das mit 95 Konzerten, Talks und anderen Veranstaltungen in allen möglichen traditionellen und innovativen Formen zwischen dem 5. September und 3. Oktober 2024 in Bonn und Umgebung stattfindet.

Musiker mit Blumen auf der Bühne
Musik ist Kommunikation: wie hier beim Beethovenfest 2023Bild: Nekame Klahsom

Es geht los mit einem großen Volksfest zur Eröffnung: Wenn es heißt "Bühne frei für Beethoven", dann treffen sich tausende Bonner und Festspielgäste von nah und fern unter hoffentlich klarem Himmel und bei freiem Eintritt, um gemeinsam der Musik zu lauschen. Orchester wie die Kammerakademie Potsdam unter der Leitung der jungen Dirigentin Elim Chan sind dabei, aber auch die Techno-Marching-Band Meute, ein elfköpfiges Blechbläser-Combo mit viel Bühnenpräsenz und dem klaren Aufruf, das Tanzbein zu schwingen.

Jubilare des Jahres: Missa Solemnis und Neunte Sinfonie

Etwas gezügelter geht es weiter im Schatten und in der Umgebung des Beethoven-Denkmals am Marktplatz (übrigens dem ersten weltweit, das dem Maestro gewidmet wurde).

Einen zentralen Programmschwerpunkt bilden zahlreiche Konzerte mit Aufführungen von zwei Meisterwerken Beethovens: der Missa solemnis und der Neunten Sinfonie. Beide Kompositionen wurden 1824 uraufgeführt - was für ein triumphales Jahr für den damals 54-Jährigen, der zwei Jahre später - viel zu früh - starb.

Junger Mann mit Mikrofon
Intendant Steven Walter: Es ist die dritte Ausgabe des Beethovenfestes unter seiner Regie.Bild: Bjorn Kietzmann/DW

Es ist den Festivalmachern wichtig, die Beethoven-Blockbuster nicht nur traditionell und klassisch mit großen Orchestern und namhaften Solisten zu besetzen. So erklingt die Neunte schon zu Beginn des Festivals im Rahmen des Campus-Projektes der DW und des Beethovenfestes, gespielt von jungen Menschen aus der ganzen Welt - dem Bundesjugendorchester und dem Weltjugendchor unter der Leitung des chinesischen Komponisten Tan Dun.

Auch die Missa solemnis, neben der Neunten Sinfonie Beethovens musikalische Botschaft an die Nachwelt, wird unterschiedlich interpretiert: einmal mit Originalinstrumenten in einer penibel recherchierten Fassung des Dirigenten René Jacobs mit seinem B'Rock Orchestra und der Zürcher Sing-Akademie, aber auch mit dem Berliner BIPoC-Vokalkollektiv "A Song For You", begleitet vom Beethoven-Orchester Bonn unter Dirk Kaftan.

25 Jahre DW beim Beethovenfest

Es gibt noch einen Grund zum Feiern: Die DW ist seit mittlerweile einem Vierteljahrhundert Gesellschafterin und Medienpartnerin des Beethovenfestes. "Das macht uns glücklich und stolz", sagte Barbara Massing, DW-Verwaltungsdirektorin und Aufsichtsrätin des Festivals.

Fünf Personen stehen in einer Reihe, hinter ihnen das Plakat "Beethovenfest Bonn"
Starkes Team: Barbara Massing von der DW (Mitte), Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner, Intendant Steven Walter (rechts im Bild) und Mitarbeiter des FestivalsBild: Patrick Essex

Der deutsche Auslandssender und das Festival sind einen langen gemeinsamen Weg gegangen. Formate und Formen der Zusammenarbeit und der Berichterstattung veränderten sich, etwa von klassischen Konzertübertragungen im Radio zu Streamings auf dem YouTube-Kanal DW Classical. Zentral blieb aber, dass die DW Beethovens Botschaft in die Welt trägt.

Campus-Projekt: ein großes Fest

Herzstück der Kooperation ist (bereits seit 2001) das gemeinsame Campus-Projekt. Jedes Jahr aufs Neue geht es darum, junge Musikerinnen und Musiker aus Deutschland mit Musikern aus einem nahen oder fernen Gastland in Kontakt zu bringen, damit sie gemeinsam musizieren.

Nach einem hochpolitischen Campus-Projekt 2023 mit den Schwerpunktländern Iran und Afghanistan trägt es diesmal maßgeblich zur Feier des 200. Jubiläum von Beethovens Neunter Sinfonie bei. Am 7. September kommen in der Bonner Oper junge Musiker aus der ganzen Welt zusammen.

Das Bundesjugendorchester (ständiger Partner des Campus-Projektes seit 2015) hat zusammen mit dem Weltjugendchor ein Programm erarbeitet. 93 Sängerinnen und Sänger aus 45 Nationen sind aus fast 200 Bewerbern ausgewählt worden. Alle wichtige Senderegionen der DW sind dabei vertreten: ob der afrikanische Kontinent, Nord- und Südamerika, Asien oder Osteuropa, speziell auch aus die Ukraine.

Junge Musizierende halten ihre Instrumente in die Höhe
Immer politisch: 2017 stand die Ukraine im Mittelpunkt des Campus-ProjektesBild: Serhiy Horobets

Gemeinsam werden sie nicht nur die berühmte "Ode an die Freude" anstimmen, sondern auch ein neues Werk des renommierten chinesischen Kompositen Tan Dun interpretieren, dass in Anlehnung an das große Vorbild entstanden ist: "Nine. Ode to Compassion".

Tan Dun: ein Oscar-Preisträger beim Campus-Projekt

Die DW gehört (neben der Beethoven-Jubiläumsgesellschaft und weiteren internationalen Partnern) zu den Auftraggebern des Werkes. Tan Dun wird das Konzert auch dirigieren.

Er gehört zu den bedeutendsten lebenden Komponisten der Welt und wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter ein Oscar für die Filmmusik zu "Tiger und Dragon". 2020 begleitete ihn die DW in der preisgekrönten DW-Dokumentation "Beethovens Neunte: Eine Symphonie für die Welt". Für das Campus-Projekt erarbeitet er mit den jungen Menschen in einer längeren Probephase sein neues Werk.

Am 3. September wird das Programm dann in der Gedächtniskirche im Rahmen des diesjährigen Berlin-Konzertes vorgestellt - als eine Art Prolog zum Bonner Festival, aber auch als dessen Visitenkarte für die Hauptstadt.