Bildergeschichten: Germans to the front!
6. Januar 2014Diese beiden deutschen Soldaten sind keine Angehörigen der Bundeswehr. Das Bild entsteht 1962 an der algerisch-tunesischen Grenze und zeigt zwei deutsche Kämpfer der französischen Fremdenlegion. Algerien hat in diesem Jahr nach blutigem Krieg gegen die ehemalige Kolonialmacht Frankreich seine Unabhängigkeit erkämpft. Seit 1954 hat das französische Militär mit großer Härte gegen die algerische Unabhängigkeitsbewegung FLN gekämpft – und massiv eingebunden in diesen Krieg war die Fremdenlegion, die "Légion étrangère". Bis heute melden sich Männer aus unterschiedlichen Nationen, um hier als Söldner zu kämpfen – darunter traditionell viele Deutsche.
Gegründet wurde die Fremdenlegion 1831, um Frankreichs Kolonien zu sichern, beziehungsweise überhaupt erst einmal zu erobern - wie im Falle Algerien. Eigentümlicherweise wurde die Legion zugleich zu einer Art Refugium von politischen Flüchtlingen der europaweiten revolutionären Ereignisse von 1830/31. Politische Verfolgung gehörte somit zu den ersten Motiven einer Meldung bei der Legion, später kamen materielle Not in der Heimat, familiäre Entwurzelung oder fehlende berufliche Perspektiven hinzu. Gerade bei den Deutschen spielten wirtschaftliche Gründe seither eine besonders große Rolle.
So zog es viele junge deutsche Männer während der hohen Arbeitslosigkeit in den 1920er Jahren in die Legion. Für sie unterhielt die Fremdenlegion im besetzten Rheinland eigene Rekrutierungsbüros, so dass eine Meldung nun besonders leicht fiel. Nach dem Zweiten Weltkrieg öffneten erneut Werbebüros, diesmal in der französischen Besatzungszone in Südwestdeutschland. Jetzt meldeten sich vor allem Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.
Deutschland wurde zum wichtigsten ausländischen Rekrutierungsgebiet: Zwischen 1831 und dem Ende des 20. Jahrhunderts haben schätzungsweise bis zu 600.000 Mann in der Legion gedient – etwa 220.000 von ihnen waren Deutsche. Für 1953/54 wurde errechnet, dass die Fremdenlegionäre sogar zu 55 Prozent aus Deutschland stammten. Gleichwohl begegnete man ihnen in Frankreich aufgrund tradierter anti-deutscher Vorbehalte eher ablehnend; auch wurden immer wieder Befürchtungen laut, ob die französischen Offiziere die vollständige Kontrolle über die "deutsche" Legion behalten würde. Nichts desto Trotz wurden sie als zuverlässige Soldaten geschätzt.
Inzwischen könnte es übrigens passieren, dass sie bei einem ihrer weltweiten Einsätze gemeinsam mit Soldaten der zunehmend international eingesetzten Bundeswehr kämpfen. Das hätte sich 1962 wohl kaum jemand vorstellen können.