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Das Ende einer großen Karriere?

Andreas Sten-Ziemons2. Januar 2014

Es gab Zeiten, da gehörte Skispringer Martin Schmitt zu Deutschlands Superstars des Sports. Er war Weltmeister, Sportler des Jahres und Teenie-Idol. Nun geht seine aktive Zeit zu Ende.

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Skispringen Martin Schmitt
Bild: picture-alliance/dpa

Am Ende war es noch einmal das Abspulen tausendfach einstudierter Routine. Auf dem Absprungbalken Platz nehmen, den Windmesser beobachten, auf das Zeichen des Trainers warten, sich abdrücken, den Absprung erwischen, die Ski ausstellen und sich auf die Luft legen bis zur hoffentlich perfekten Landung. Kaum ein deutscher Skispringer hat diese immer wiederkehrenden Abläufe so oft absolviert wie Martin Schmitt - zuletzt beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen, als es mit 128 und 128,5 Metern "nur" für Rang 27 reichte. "Es kommen immer wieder Gedanken, dass es das letzte Mal hier war", sagte Schmitt anschließend. "Das war schon sehr bewegend." Seit dem 4. Januar 1997 startet der mittlerweile fast 36-Jährige im Weltcup für die deutsche Mannschaft. 17 Jahre Leistungssport, in einer Sportart, die den Athleten vor allem eines abverlangt: eiserne Disziplin.

Dass Schmitt trotz der vielen Entbehrungen, der harten täglichen Trainingsarbeit und vieler erfolgloser Jahre zum Schluss dennoch so lange durchgehalten hat, erklärt er selbst mit der Liebe zu seinem Sport. Es sei die "Freude am Skispringen", die ihn immer weitermachen ließe, obwohl sein letzter Sieg im Weltcup schon über zehn Jahre zurückliege, so Schmitt. "Ich möchte in dem Sport, den ich liebe, noch mal alles investieren und schauen, wofür es noch reicht", sagte er vor diesem Winter.

Gereicht hat es für die großen Erfolge nicht mehr - aber auf die war Schmitt auch schon lange nicht mehr aus. Immerhin ist dem Senior im Team der DSV-Adler noch einmal der Sprung in den Kader gelungen, der an der Vierschanzentournee teilnimmt. Auch wenn Schmitt sich dort mit einem 36. Rang in Oberstdorf und Platz 27 beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen nicht für den zweiten Teil der Tournee empfehlen konnte.

Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster (Foto: dpa)
Schuster: "Er ist ein großer Sportsmann"Bild: picture-alliance/dpa

Frühe Erfolge, lange Durststrecke

"Ich kann ihm nur Danke sagen für seine Fairness und seine Aufopferung. Er ist ein großer Sportsmann", sagte Bundestrainer Werner Schuster: "Ich habe ihm viel zu verdanken. In meinem ersten Jahr hat er eine richtig tolle Saison gehabt." Schmitt wurde 2009 in Liberec Vize-Weltmeister. Es blieb sein letzter großer Erfolg. Auch damals lagen seine großen Zeiten bereits länger zurück: Die hatte der Schwarzwälder gleich zu Beginn seiner Karriere. 27 seiner insgesamt 28 Weltcupsiege feierte Schmitt zwischen November 1998 und März 2001. 2002 in Lahti gelang der letzte Sieg. Mit vier WM-Titeln, dem Olympia-Gold 2002 im Team sowie zwei Gesamttriumphen und 28 Einzelsiegen im Weltcup zählt Schmitt zu den erfolgreichsten deutschen Springern der Geschichte.

Die Skispringer Martin Schmitt und Sven Hannawald präsentieren ihre Medaillen bei der Nordischen Ski-WM 1999 in Bischofshofen (Foto: dpa)
Die Überflieger: Schmitt (r.) und Hannawald (l.) machten aus dem Skispringen eine "große Sportart"Bild: picture-alliance/dpa

Gemeinsam mit Sven Hannawald gelang es Schmitt, aus dem zwischenzeitlich in der Versenkung verschwundenen Skispringen eine hippe Sportart zu machen, die ein Millionenpublikum vor dem Fernseher versammelte. 1999 wurde Schmitt als erster Skispringer überhaupt Deutschlands Sportler des Jahres. Viermal war er bei Olympischen Spielen dabei, eine fünfte Teilnahme in Sotschi (7. bis 23. Februar) bleibt ihm nun aber verwehrt. "Dafür war ich zu weit weg, und meine Form kam zu spät. Ich hatte einfach keinen guten Start in diese Saison", sagte Schmitt.

"Kann mich nur bedanken"

Das deutsche Team ist nun ohne seinen Senior zum nächsten Springen der Vierschanzentournee am Berg Isel in Innsbruck gereist. Schmitt dagegen will sich zu Hause im Schwarzwald in Ruhe überlegen, wann endgültig Schluss sein soll. "Ich fahre mit guten Gedanken nach Hause", erklärte der 35 Jahre alte Skisprung-Oldie zum Abschied. "Ich kann mich bei den Fans nur bedanken für all die Jahre, in denen ich immer wahnsinnig unterstützt wurde. Das ist etwas ganz Besonderes für mich."

Skispringen Martin Schmitt winkt ins Publikum (Foto: dpa)
Schmitt bleibt dem DSV wohl erhaltenBild: picture-alliance/dpa

Für die Zeit nach der aktiven Karriere hat er bereits vorgearbeitet. Derzeit studiert Schmitt an der Trainerakademie in Köln und möchte dort im Oktober 2015 seinen Abschluss machen. "Um ein erfolgreicher Trainer zu werden, muss man eine ähnliche Leidenschaft wie als Sportler haben", sagt er. "Man muss wissenshungrig sein, neue Dinge kennenlernen, sich immer weiterentwickeln." Der DSV hat bereits angekündigt, mit Schmitt auch nach dessen aktiver Zeit gerne weiter zusammenarbeiten zu wollen. Genug Erfahrung, um sie an junge Springer weiterzugeben, hat das Teenie-Idol von einst schließlich.