Daura feiert Präsident Buhari
29. Mai 2015Sie sind die Attraktion auf dem Wochenmarkt von Daura: fünf Musiker, die mit ihren kleinen Trommeln von Stand zu Stand ziehen. Sobald sie stehen bleiben, scharen sich die Kinder um sie. Für den Auftritt gibt es Applaus und etwas Geld. Doch nicht nur darüber freut sich Musiker Abdulkarimu Abamu an diesem Morgen. "Wir sind glücklich, dass wir hier General Buhari als neuen Präsidenten feiern können“, sagt er und strahlt. Daura ist schließlich der Heimatort des neuen Staatsoberhauptes, das am Freitag vereidigt wird.
Normalerweise ist die Kleinstadt ein verschlafenes Nest. Gut 25.000 Menschen leben in dem Ort, der am Rande der Sahelzone und kurz vor der Grenze zum Nachbarland Niger liegt. Die Lehmbauten im Zentrum erinnern an die vorherrschende Bauweise in anderen westafrikanischen Ländern wie Mali und Burkina Faso. Außer dem Markt gibt es ein paar Schulen, Banken und Tankstellen. Doch die meisten Menschen leben mehr schlecht als recht von der Landwirtschaft.
Jeder kennt sein Geburtshaus
In Daura kennt man sich. Jeder weiß, wo das Geburtshaus von Muhammadu Buhari steht. Eine schmale Gasse führt zu dem gelben Lehmbau in der Altstadt. Noch heute wohnt ein Teil seiner Familie dort. Auch sein bester Freund und späterer persönlicher Berater, Lawal Aliyi, lebt noch im Nachbarhaus. "Ich kann gar nicht mehr sagen, wann wir uns das erste Mal getroffen haben", erinnert er sich. "In diesen Tagen kannte man sich einfach. Wir sind zusammen aufgewachsen, haben miteinander gespielt."
Obwohl sie unterschiedliche Schulen besuchten, Buhari später beim Militär Karriere machte und Aliyi eine Verwaltungslaufbahn einschlug, hält die Freundschaft bis heute. Wenige Tage vor der Vereidigung ist Aliyi besonders stolz, dass der Kamerad aus Kindertagen demokratisch in das höchste Amt des Staates gewählt wurde. "Die Menschen wollten ihn einfach dort haben."
Der scharfe Korruptionsbekämpfer
Das war nicht immer so. Buharis erstes Mal als Staatschef Nigerias begann am 31.12.1983 mit einem Putsch. 20 Monate führte er das Land als Militärherrscher - bis ein weiterer Putsch seine Herrschaft beendete. Zum Auftakt von Buharis erstem demokratischen Mandat rufen internationale Medien nun die harte Regierungsführung und die Menschenrechtsverletzungen von damals in Erinnerung. Beispielsweise wurden Demonstrationen und Streiks verboten und Oppositionelle inhaftiert. "Aber danach gab es Gerichtsverhandlungen. Rechtsanwälte wurden zur Verteidigung zugelassen", mildert Munir Yakubu, ein langjähriger Weggefährte Buharis und stellvertretender Gouverneur des Bundesstaats Katsina, die Vorwürfe ab.
Außerdem, so findet Yakubu, hatte Buhari keine Wahl: "Damals wie heute war die Korruption überall verankert." Das Image als scharfer Korruptionsbekämpfer hat er auch mehr als 30 Jahre später noch. In Daura hält man Buhari für unbestechlich. Er und seine Familie gelten als bescheiden. Für die Einwohner zeigt sich das im heutigen Wohnhaus, das am Stadtrand liegt und von einem großen Garten umgeben ist.
Es ist ein schlichtes Gebäude und keiner dieser Prunkbauten, die sich nigerianische Politiker oder Geschäftsleute gerne in Abuja oder Lagos errichten lassen. Das sei typisch für Buhari, findet Weggefährte Yakubu: "Er kleidet sich auch so wie der einfache Mann auf der Straße. Und er spricht so, dass normale Menschen ihn auch verstehen können. Deshalb lieben sie ihn." Yakubu ist sich sicher, dass Buhari auch wegen dieser Einfachheit gewählt worden sei.
Keine Geschenke für Familie und Freunde
Bereits vor seinem Amtsantritt machte der neue Präsident klar: Sein Heimatort dürfe keine Geschenke von ihm erwarten. Auch von den Mitgliedern seiner Familie verlangte er, sich nicht bestechen zu lassen. Von großen Geschenken träumt in Daura aber im Moment auch niemand. Viele Menschen wünschen sich, dass die Stromversorgung verbessert wird und die Haushalte endlich Wasseranschlüsse bekommen. Die meisten Bewohner müssen das Wasser hier schließlich noch aus Brunnen holen.
Auf dem Wochenmarkt von Daura, wo lokale Produkte angeboten werden, hat Farmer Usman Kango noch ein anderes Anliegen: "Wir wollen einen Wandel in der Landwirtschaft sehen." Sie müsse weiterentwickelt werden, um die Erträge zu erhöhen. Kango zeigt sich zuversichtlich, dass Muhammadu Buhari sich darum kümmern werde. Nigerias neuer Präsident sei schließlich einer von ihnen und kenne ihre Probleme.