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Hollywood-Streik: Platzen Drehs zu Mandalorian und Blade?

Verena Greb mit DPA
14. Juli 2023

Erst streikten die Drehbuchautoren, jetzt ziehen viele Hollywood-Schauspieler nach. Das trifft die Filmbranche hart: Mission Impossible-, Moana- und Avatar-Fortsetzungen werden definitiv später ins Kino kommen.

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Eine Figur mit großen Ohren und weit aufgerissenen Augen und Schal blickt nach oben. Es handelt sich dabei um "Das Kind" (Baby Yoda) in einer Szene von "The Mandalorian".
Baby Yoda muss vorerst ohne seine menschlichen Kollegen auskommen: Auch die Fortsetzung der Serie "The Mandalorian" ist vom Streik betroffenBild: Lucasfilm/Disney+/dpa/picture alliance

Es ist der erste gemeinsame Streik beider Gewerkschaften seit 1960 - für die US-Unterhaltungsbranche eine Katastrophe. Der bereits seit Mai andauernde Streik der in der "Writers Guild of America" (WGA) organisierten Autoren hatte einige Produktionsstopps von Serien zur Folge, der zusätzliche Streik der Schauspieler und Schauspielerinnen der Screen Actors Guild-American Federation of Television and Radio Artists (SAG-AFTRA) wird jetzt auch die Filmbranche erschüttern, so die Einschätzung des Branchendiensts "Entertainment Weekly". Derzeit können in den USA praktisch keine Filme und Serien mehr gedreht werden. 

Eine Minute nach Mitternacht soll der Streik der gewerkschaftlich organisierten Schauspielerinnen und Schauspieler am 14.Juli (Ortszeit Los Angeles) in Hollywood begonnen haben. Der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA gehören mehr als 160.000 Film- und Fernsehschauspieler sowie Stunt-Leute an. Dass auch sie nun in den Streik gehen, liegt daran, dass Verhandlungen mit dem US-amerikanischen Verband der TV- und Filmstudios AMPTP bislang zu keiner Einigung geführt haben. Dabei geht es unter anderem um bessere Bezahlung - vor allem wird eine stärkere Beteiligung an Ausschüttungen bei Wiederholungen gefordert - sowie um Regelungen zum Schutz vor animierten KI-Charakteren, die Schauspieler schon jetzt täuschend echt ersetzen können. 

Menschen vor einer Video-Wand recken die Fäuste in die Höhe. Auf einem Plakat steht: "SAG-AFTRA on strike!"
Der Vorstand der Schauspieler-Gewerkschaft SAG-AFTRA entschied sich am 13. Juli 2023 einstimmig für eine ArbeitsniederlegungBild: Chris Pizzello/Invision/AP/picture alliance

Welche US-Produktionen sind vom Streik betroffen?

Nutzende von Streamingdiensten und Kinofans müssen sich darauf einstellen, dass in sechs bis neun Monaten keine US-amerikanischen Neuerscheinungen auf dem Markt kommen werden, denn die Dreharbeiten an unzähligen Produktionen wurden ab sofort eingestellt. Wenn der Streik sich hinzieht, müssen eventuell auch künftige Drehstarts verschoben werden.

 Unter den vielen aktuell unterbrochenen Produktionen sind auch Ridley Scotts "Gladiator 2", Tim Burtons "Beetlejuice 2", die Star Wars-Serie "The Mandalorian: Staffel 4""Bad Boys 4", das Twister-Sequel "Twisters" und "The Sandman: Staffel 2".

Gar nicht erst aufgenommen werden können derzeit Dreharbeiten zum Action-Film mit Tom Cruise "Mission: Impossible 8 - Dead Reckoning Teil 2" - wobei hierfür teilweise schon bei "Mission: Impossible 7" gedreht wurde -, "White Lotus: Staffel 3", "Emily in Paris: Staffel 4" und "Alien". Da letztere Serie in Thailand gedreht werden soll, wird jetzt geprüft, ob immerhin die mit den lokalen Schauspielern geplanten Szenen schon gedreht werden können. 

Das Bild aus der Netflix-Serie "Stranger Things" zeigt fünf Jugendliche unter einer Holzdecke und einer Lampe stehend. Sie blicken sich an, einer gestikuliert dabei mit seiner Hand.
Staffeln 5 der Netflix-Serie "Stranger Things" liegt erst mal auf Eis - hier ein Bild aus Staffel 3Bild: Netflix/dpa/picture alliance

Da die seit Anfang Mai streikenden Drehbuchautoren bereits Unterstützung von Set-Mitarbeitenden erhalten hatten, konnten Serien wie "Stranger Things 5" oder "Yellowjackets" schon vor dem Doppelstreik nicht weiter produziert werden. Zudem waren die in den USA beliebten Late-Night-Shows von Moderatoren wie Jimmy Kimmel oder John Oliver ausgefallen. Wegen der anhaltenden Verhandlungen hatten große Firmen wie Marvel und Disney bereits angekündigt, Filmstarts nach hinten legen zu wollen. Konkret geht es um Marvels neue Superheldenfilme zu "Captain America" und auch um "Blade". Bei Disney betrifft es die Realverfilmung des Animationshits "Moana" (auf Deutsch "Vaiana") und die geplanten "Avatar"-Fortsetzungen. 

Keine Auftritte mehr auf dem roten Teppich  

Die Streikregeln besagen auch, dass gewerkschaftlich organisierte Schauspielerinnen und Schauspieler keine Werbung mehr für ihre Filme machen dürfen. Das Posieren auf dem Roten Teppich für die Pressefotografen ist demnach nicht erlaubt. Auch nicht im Ausland. Darum werden die Darsteller des "Barbie"-Films, Ryan Gosling und Margot Robbie, an diesem Samstag (15.07.2923) nicht zur Deutschlandpremiere nach Berlin kommen. Das hatte die Deutsche Presse-Agentur von der zuständigen PR-Agentur erfahren. Die Premiere soll dennoch stattfinden, allerdings ohne die beiden Hauptdarsteller.

Ein Mann  und eine Frau in rosa-Kleidung fahren in einem rosa- Auto, sie am Steuer, er hält gelbe Rollschuhe hoch
Kein Ryan Gosling, keine Margot Robbie auf dem Roten Teppich: Ihre Teilnahme an der Berlin-Premiere von "Barbie" mussten die beiden Hauptdarsteller absagenBild: Warner Bros/Entertainment Pictures/ZUMAPRESS/picture alliance

Nach Berichten des englischen Senders BBC und der deutschen Tageszeitung FAZ hatte die Streikankündigung direkte Auswirkungen auf die Premiere des Films "Oppenheimer" in London. Die Hauptdarsteller Cillian Murphy und Emily Blunt liefen zwar noch über den roten Teppich, verließen den Saal aber, bevor der Film begann. In einem Video auf Twitter ist Regisseur Christopher Nolans Erklärung dazu festgehalten, die mit Applaus bedacht wurde. Sie seien gegangen, "um ihre Streikposten anzutreten", sagte er. 

Für Film- und Serienschauspieler ist die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft SAG-AFTRA häufig unabdingbare Voraussetzung, um in der US-Unterhaltungsbranche überhaupt an Jobs zu kommen. Viele Produktionen schreiben sie sogar vor. Außerdem sind sie als Gewerkschaftsmitglieder krankenversichert und bekommen eine Altersvorsorge - zwei Aspekte, die in einer unsicheren Branche wie dem Filmbusiness sehr wichtig sind. Produktionen mit nicht-gewerkschaftlich organisierten Schauspielerinnen und Schauspielern könnten theoretisch weitergehen, aber SAG-AFTRA hat bereits angekündigt, bei künftigen Mitgliedsanträgen abzufragen, ob ein Kandidat zu den Streikbrechern gezählt habe.

Wie lange wird der Streik dauern?

Es steht in den Sternen, wann die Gewerkschaften eine Einigung mit der Alliance of Motion Picture and Television Producers (Anm. der Red.: der Verband, der die Hollywood-Studios und Streaming-Plattformen bei den Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften der Unterhaltungsindustrie vertritt) erzielen werden. Insider glauben, dass sich der Streik über Monate hinziehen könnte. 

Einen Doppelstreik von Drehbuchautoren und Schauspielern hat es zuletzt vor über 60 Jahren gegeben. Damals streikten die Autoren fünf Monate, die Schauspieler schlossen sich sechs Wochen lang an. Die Forderung lautete, dass die Produktionsstudios den Mitgliedern Krankenversicherungs- und Rentenbeiträge bezahlen. Als SAG-Vorsitzender verhandelte damals ein Mann, der später Präsident der USA werden sollte: Schauspieler Ronald Reagan.