Internationale Reaktionen auf die Anschläge
20. November 2003
Das britische Konsulat in Istanbul hat inzwischen bestätigt, dass Generalkonsul Roger Short bei dem Anschlag getötet wurde. Auf die Frage, ob Short tot sei, antwortete der Botschaftsgeistliche Ian Sherwood: "Er ist es". Das Gebäude, in dem Short gearbeitet habe, sei völlig zerstört worden. Shorts Büro war wegen Renovierungsarbeiten vorübergehend in einem Nebengebäude untergebracht.
Der türkische Innenminister Abdulkadir Aksu hat einen Zusammenhang zwischen den Selbstmordanschlägen auf die zwei Synagogen und den beiden neuen Bombenanschlägen in Istanbul als möglich bezeichnet. "Eine Verbindung ist möglich, es kann sich um eine zweite Welle handeln." Außenminister Abdullah Gül, der sich zurzeit in Schweden aufhält, sagte zu den beiden neuen Anschlägen, die Türkei werde sich dem Terrorismus nicht beugen. "Das sollte jeder wissen", zitierte ihn die türkische Nachrichtenagentur Anadolu.
Reaktion aus London und den USA
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem britischen Regierungschef Tony Blair sagte George Bush in London am Donnerstag (20.11.) die Anschläge zeigten erneut, dass die Attentäter "die Freiheit hassen." "Grausamkeit ist Teil ihrer Strategie". Ziel der Attentäter sei es, "einzuschüchtern und zu demoralisieren." Das werde ihnen jedoch nicht gelingen.
Der britische Regierungschef Tony Blair kündigte Entschlossenheit im Kampf gegen den Terrorismus an. "Es darf keine Zurückhaltung geben, keine Kompromisse, kein Zögern beim Kampf gegen diese Bedrohung. Wir werden den Terrorismus bekämpfen wo wir können und wann wir können, und wir werden ihn vollkommen niederschlagen."
Der britische Außenminister Straw sagte, die Explosionsserie habe "alle Anzeichen" dafür, dass der internationale Terrorismus von El Kaida und seinen Anhängern am Werk sei. Drei oder vier Angestellte des britischen Konsulats wurden seinen Angaben zufolge vermisst.
NATO
Die NATO hat die Anschläge in ihrem Mitgliedsland Türkei als einen "Angriff auf die demokratische Werte, für die die NATO steht", verurteilt. NATO-Generalsekretär George Robertson sagte am Donnerstag in Brüssel weiter: "Die NATO und die gesamte internationale Gemeinschaft werden Schulter an Schulter zusammenarbeiten, um die Geißel des Terrorismus auszurotten, die uns alle bedroht, unabhängig von Religion, Kultur oder Nationalität."
Europäische Union
Die Europäische Union hat die Anschläge in Istanbul scharf verurteilt. Der außenpolitische Beuaftragte Javier Solana sagte, die Attentate träfen "ein Land, das uns sehr nahe steht". "Diese schändlichen Attacken sollen Terror verbreiten". Sie unterstrichen die Notwendigkeit zur internationalen Zusammenarbeit bei der vielschichtigen Bekämpfung des Terrorismus. Die EU werde dabei gemeinsam mit ihren Partnern einschließlich der Türkei ihre Rolle spielen.
Das Europaparlament in Straßburg legte eine Schweigeminute für die Opfer der Anschläge ein. Auch die EU-Kommission verurteilte die Anschläge. "Für solch einen
barbarischen Akt gibt es keinerlei Rechtfertigung", sagte
Kommissionssprecher Reijo Kemppinen.
Syrien verurteilt Anschläge
Syrien hat die blutigen Terroranschläge in Istanbul verurteilt. Informationsminister Ahmad Hassan erklärte am Donnerstag (20.11.) laut der Agentur Sana, seine Regierung verurteile alle gegen unschuldige Zivilisten gerichtete Terrorakte.
Auch der griechische Ministerpräsident Kostas Simitis hat
am Donnerstag die Terroranschläge in Istanbul als "blinde Gewalt", die nirgendwo hin führe, verurteilt. Wie der griechische Rundfunk berichtete, wurden in Griechenland nach den neuen Terroranschlägen im Nachbarland Türkei die Sicherheitsvorkehrungen vor britischen, amerikanischen und israelischen Einrichtungen verschärft. (iw)