Jeb Bush: Mit der Pistole auf Stimmenfang
17. Februar 2016Als der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates Florida im Sommer vergangenen Jahres seinen Hut in den Ring warf, galt er als Favorit. Doch dann kam der Populist Donald Trump - mit derben Beleidigungen, plumpsten Sprüchen. Und er hatte Erfolg. Eine breite Bewegung gegen das politische Establishment katapultierte den Multimilliardär an die Spitze des republikanischen Bewerberfeldes, gefolgt vom erzkonservativen Ted Cruz, der für viele auch "etwas anderes" repräsentiert.
Am kommenden Samstag findet in South Carolina die dritte Vorwahl statt und Jeb Bush versucht, sich à la Trump ebenfalls auf plumpe Art - in dem Fall mit einer Twitter-Meldung - zu positionieren. Nach dem Besuch eines Waffenherstellers in diesem US-Bundesstaat setzte der 63-Jährige in dem Kurzbotschaftendienst diesen Tweet ab:
Was Bush damit beabsichtigte, erläuterte er nicht. Zweifelsfrei erregte er - der Barack Obama als Präsident der Vereinigten Staaten ablösen möchte - sehr viel Aufsehen. Bis Mittwochfrüh gab es mehr als 18.000 Retweets des Fotos. Neben Zustimmung erntete Bush allerdings auch massive Kritik.
"Unser Nationalsymbol"?
So verwiesen Nutzer mit Fotos auf das Massaker an der Sandy-Hook-Grundschule von 2012, bei der 26 Menschen getötet worden waren. Andere erinnerten an die Worte von Obama zur "Epidemie der Waffengewalt" in den USA. Wieder andere twitterten Statistiken über die Zahl der durch Schusswaffen Getöteten in den USA im Jahr 2015. Dazu sagte die Schauspielerin Bette Midler: "Jeb Bush hat ein Foto seiner Handfeuerwaffe mit der Unterschrift "America." getwittert. Mit mehr als 300 Massenschießereien im vergangenen Jahr - vielleicht ist das unser Nationalsymbol".
Der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden empfahl Bush, seinen Account zu löschen.
Viele Nutzer stellten eigene Fotos ein, wieder mit dem Bildtext "America." Darunter war auch eine Abbildung einer knallgelben Spielzeugpistole. Andere antworteten mit Sarkasmus und posteten unter der Überschrift "America" ein Bild des republikanischen Ex-Präsidenten Ronald Reagan, der einen Dinosaurier reitet.
Wasser auf die Mühlen war der Tweet für das Wahlkampfteam um Trump. Die Helfer verwiesen auf Michael Cohen, der vor wenigen Tagen gepostet hatte: "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Wir brauchen den echten Donald Trump."
Jeb Bush liegt in South Carolina in Umfragen mit etwa zehn Prozent auf Platz vier der republikanischen Bewerber. Ob ihm ein "Pistolero"-Image dort bei der Vorwahl zum Sieg verhelfen wird - am Samstag wissen wir mehr.
se/sti (afp, ap, dpa)