Kirchenfrau als Wahlkämpferin
11. November 2012Verschmitzt schmunzelnd erzählt Katrin Göring-Eckardt schon einmal, dass sie bei der Vorstellung der Kandidaten die einzige gewesen sei, die bekannte, an Gott zu glauben. Nun haben fast die Hälfte der Urwahl-Teilnehmer für die 46-Jährige aus Thüringen gestimmt und damit für eine Überraschung gesorgt. Sie ist bekannt für ihre manchmal versöhnliche Art - kann aber auch nachdrücklich und ausdauernd für ihre Positionen ringen.
An Erfolge im Schwäbischen anknüpfen
Göring-Eckardt wurde zusammen mit Jürgen Trittin vom eher linken Flügel ins Spitzenduo der Ökopartei für die Bundestagswahl 2013 gewählt. Sie wird zu den so genannten "Realos" (Realpolitiker) gezählt, die auch im bürgerlichen Lager Stimmen einsammeln kann.
Und dies machte sie auch gleich in den ersten Interviews deutlich: Die Grünen sollten nach ihrer Auffassung den Wettbewerb um die bürgerliche Mitte in Deutschland fortsetzen, der vor allem in Baden-Württemberg so erfolgreich begonnen wurde. Hier stellt man mit Winfried Kretschmann den ersten grünen Ministerpräsidenten und seit Kurzem mit Fritz Kuhn in Stuttgart den ersten grünen Bürgermeister einer Großstadt.
Die aus der Bürgerrechtsbewegung der DDR hervorgegangene Göring-Eckardt glaubt, dass ihre Spitzenkandidatur das grüne Wahlergebnis insbesondere auch in Ostdeutschland verbessern könnte. "Als Ostdeutsche weiß ich, dass sich viele Menschen dort gerne mit Ostdeutschen identifizieren", sagte sie.
Selbstbewusst gegenüber der SPD
Im Ersten Deutschen Fernsehen erklärte sie: "Wir wollen die bürgerliche Mitte, wenn man sie so nennen will, niemand anderem überlassen." Hauptziel sei, die Regierung Merkel abzulösen, so die Bundestagsvizepräsidentin. Dazu setze man bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr auf Rot-Grün. Mit der SPD hätten die Grünen an vielen Stellen Berührungspunkte und Übereinstimmungen.
Die Debatte um den Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück sei aber allein Sache der SPD, daran wolle man "sich nicht abarbeiten", erklärten Göring-Eckardt und Trittin in einem gemeinsamen Interview mit dem Boulevardblatt "Bild am Sonntag". Ablehnend äußerten sich beide zu einer schwarz-grünen Koalition nach der Wahl 2013, schlossen aber Gespräche mit der CDU/CSU nicht prinzipiell aus.
Steinbrück: Mit Grünen Merkel stürzen
Der designierte Kanzlerkandidat Steinbrück erklärte, er strebe einen engen Schulterschluss mit den Grünen an. Die Sozialdemokraten würden sich "so schnell wie möglich" mit der Grünen-Spitze zusammensetzen, um zu sondieren, "wie wir auf der Wegstrecke bis zum September nächsten Jahres (Wahlen) die schwarz-gelbe Bundesregierung ablösen können", sagte Steinbrück auf einem Parteitag in Niedersachsen.
Die Forderung der Linkspartei, Göring-Eckardt müsse als Spitzenkandidatin ihre Funktion als Bundestagsvizepräsidentin aufgeben, wurden von den Grünen zurückgewiesen. Die Ämter in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) will sie aber ruhen lassen.
SC/haz (dapd, epd, dpa, afp, ARD)