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Die heiße Phase beginnt

Soric Miodrag Kommentarbild App
Miodrag Soric
9. September 2016

Die beiden Präsidentschaftskandidaten sind so verschieden, da sollte eine Entscheidung eigentlich leicht fallen. Doch die Amerikaner, die echte Veränderung wollen, haben keine wirkliche Wahl, meint Miodrag Soric.

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USA Präsidentschaftswahl 2016 Trump und Clinton Masken in einem Laden in Vancouver
Wer sich zur nächsten Party verkleiden möchte, hat zumindest in diesem Laden im kanadischen Vancouver noch die WahlBild: DW/F. Steiner

Zwei Monate vor den Präsidentschaftswahlen in den USA scheint immer noch alles möglich. Hillary Clinton liegt bei den Umfragen vorne - aber nur knapp. Vor allem, weil sie die Demokraten im Griff hat. Die Partei ist gut organisiert, viel besser als die etwas konfus agierenden Republikaner. Clinton weiß aus eigener Erfahrung, wie Präsidentschaftswahlen funktionieren. Ihre "Kriegskasse" ist gut gefüllt.

Ganz anders Donald Trump: Er hat in wichtigen Staaten wie Florida oder Ohio kaum Wahlkämpfer. Teile des republikanischen Establishments zeigen dem Außenseiter die kalte Schulter, engagieren sich lieber bei den gleichzeitig stattfindenden Kongresswahlen. Immerhin hat Trump eine treue Anhängerschaft: meist Weiße, Menschen ohne Hochschulstudium, viele Arbeiter, untere Mittelklasse. Interessant ist, dass Trump neuerdings unter aktiven und ehemaligen Militärs viele neue Anhänger findet. Das ist bemerkenswert, weil Clinton Senatorin und Außenministerin war und man ihr in Sicherheitsfragen eine gewisse Kompetenz unterstellen darf. Aber sie ist ein "Hawk", ein außenpolitischer Falke. Doch bei Sicherheitsexperten wachsen die Zweifel, ob Amerika seine Kriege in Übersee weiterhin finanzieren kann, während die Infrastruktur oder das Bildungssystem im Lande selbst verfallen.

Starke Sprüche, die kaum jemand ernst nimmt

Weil es populär ist, gibt auch Donald Trump im Wahlkampf den starken Mann. Viele nehmen seine Sprüche aber nicht sonderlich ernst. Wenn Trump überhaupt von etwas überzeugt ist, dann hiervon: Die USA sollten sich auf die Stärkung der eigenen Wirtschaft konzentrieren. Vor allem das meint er, wenn er bei seinen Wahlkampfauftritten von "America first" spricht.

In diesen Tagen läuten die Kandidaten die heiße Phase des Wahlkampfes ein. Gleichzeitig sind immer mehr Amerikaner enttäuscht von dem, was die Parteien ihnen anbieten: inhaltlich wie personell. Kein Vergleich zu 2008, als Millionen mit Stickern, Schals oder T-Shirts öffentlich ihre Begeisterung für den damaligen Kandidaten der Demokraten, Barack Obama, zeigten. Heute sind viele eher peinlich berührt, wenn man sie auf die zur Wahl stehenden anspricht. Trump, der im Stakkato fremdenfeindliche Parolen von sich gibt in einem Land, das die historische Einwanderer-Nation schlechthin ist. Hillary Clinton, die niemand mag, der kaum jemand traut. Die ehemalige First Lady und Außenministerin - die Inkarnation der herrschenden Politklasse, die sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichert hat und die man doch eigentlich los werden will.

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Miodrag Soric leitet das DW-Studio in Washington

Die TV-Duelle können alles entscheiden

Entscheidend wird in den verbleibenden Wochen sein, wie die beiden Kandidaten bei den Fernsehduellen abschneiden. Sollte es zu einem größeren Terroranschlag kommen, dürfte dies Trump in die Hände spielen. Er versucht sich als "law and order"-Mann zu profilieren. Hillary Clinton wird dann endgültig Oberwasser bekommen, wenn ihre Email-Affäre oder der Benghasi-Skandal in Vergessenheit geraten.

Der 8. November wird keinen wirklichen Neuanfang in der US-Politik bringen. Bestenfalls ein "weiter so". Denn trotz der bevorstehenden Wahl haben viele Amerikaner das Gefühl, keine wirkliche Wahl zu haben.

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