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Politik

Russland und Türkei stimmen Syrien-Einsatz ab

29. Dezember 2018

Nach der Rückzugsankündigung der USA wollen Moskau und Ankara in Syrien gemeinsam agieren. Ziel laut Russlands Außenminister Lawrow: den Terror "auszulöschen". Es dürfte bei dem Treffen auch um die Kurden gegangen sein.

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Moskau Gespräche Außenminister Russland Türkei über Syrien
Russlands Außenminister Sergej Lawrow (l.) und sein türkischer Kollege Mevlut Cavusoglu in MoskauBild: picture-alliance/AA/F. Aktas

Nach dem angekündigten Abzug der US-Truppen aus Syrien loten Russland und die Türkei ihre Interessen in dem Bürgerkriegsland aus. Dazu trafen sich die Außen- und Verteidigungsminister beider Staaten nun in Russlands Hauptstadt Moskau. Man wolle "über die Sicherheitslage in der Provinz Idlib und die Demilitarisierung in der Region sprechen", sagte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu.

In dem "neuen Kontext" in Syrien würden die russische und die türkische Armee "ihre Aktionen weiterhin koordinieren", teilte Russlands Außenminister Sergej Lawrow nach den Gesprächen mit. Ziel sei es, "die terroristische Bedrohung in Syrien auszulöschen". Der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu bekräftigte Lawrows Aussage und sagte, die Türkei werde zudem an ihrer Kooperation mit dem Iran festhalten.

Türkei Vierer-Gipfeltreffen in Istanbul Lawrow und Cavusoglu
Zeichen der Annäherung: Lawrow und Cavusoglu beim Vierergipfel zu Syrien im OktoberBild: picture-alliance/AP Photo/C. Ozdel

Neue Kräfteverhältnisse in Syrien

Die US-Regierung hatte vor etwas mehr als einer Woche überraschend den Abzug ihrer Bodentruppen aus Syrien verkündet. US-Präsident Donald Trump hatte zur Begründung erklärt, die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) sei besiegt. Nach Angaben des Weißen Hauses wurde mit dem Truppenabzug aus Syrien bereits begonnen. Der Prozess könnte mehrere Monate dauern und wird die Machtbalance in Syrien spürbar verschieben. 

Die USA standen bisher an der Spitze einer internationalen Militärkoalition, die den IS in Syrien auch aus der Luft bekämpft. Ihr wichtigster Verbündeter am Boden war die Kurdenmiliz YPG, die im Nordosten des Landes die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) anführt.

Syrien Syrische Soldaten gestikulieren
Eingeladen nach Manbidsch: Soldaten der syrischen Armee (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/Y. Karwashan

Nach der Rückzugsankündigung der USA bat die YPG Syriens Machthaber Baschar al-Assad um Beistand, um einen Einmarsch der Türkei in Nordsyrien zu verhindern. Die syrische Armee übernahm danach laut eigener Angaben die Kontrolle im nordsyrischen Manbidsch, das an der Grenze zur Türkei liegt.

Unterschiedliche Interessen Moskaus und Ankaras

Die Präsenz der Kurden-Miliz im Norden Syriens ist der Türkei schon seit längerem ein Dorn im Auge. Sie betrachtet die YPG als Terrororganisation, weil die Kurden-Miliz enge Verbindungen zur Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) unterhält, die seit 1984 gegen den türkischen Staat kämpft. Wegen der US-Truppenpräsenz hielt sich die Türkei bislang aber mit Angriffen in Nordsyrien zurück.

Syrien US Armee in Manbij
Noch im Frühjahr 2018 unterhielten die USA einen Militärposten im nordsyrischen ManbidschBild: picture-alliance/AP Photo/H. Malla

Russland hingegen steht im Syrienkrieg auf der Seite der Regierung unter Präsident Assad. Dementsprechend begrüßte Moskau den Einmarsch der syrischen Truppen in Manbidsch. "Das wird dabei helfen die Situation zu stabilisieren. Die Ausweitung der Gebiete, die unter Regierungskontrolle stehen, ist zweifellos ein positiver Trend", hieß es aus der russischen Hauptstadt.

cw/qu (dpa, afp, ape)