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Irans wahre Machthaber

Shahram Ahadi13. Juni 2013

Irans Revolutionsgarden, die Pasdaran, haben ihren Einfluss in den letzten Jahren rasant ausgebaut. DW.de sprach mit dem Publizisten Bahman Nirumand über die Rolle der Pasdaran für Irans Politik und Gesellschaft.

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Der in Berlin lebende Iran-Experte Bahman Nirumand (Foto:dpa)
Bahman NirumandBild: picture-alliance/dpa-Zentralbild

Deutsche Welle: Herr Nirumand, die Revolutionsgarden im Iran, bekannt als "Sepah Pasdaran", wurden 1979 gegründet. Sie sind parallel zur regulären Armee des Landes aktiv, haben - zumindest offiziell - den Auftrag, "die Werte der islamischen Revolution und die Basis des islamischen Staates zu schützen." Inzwischen haben sich ihre Aufgaben und Befugnisse enorm erweitert. Kann man die Pasdaran als die wahren Machthaber im Iran betrachten?

Bahman Nirumand: Ja. Eigentlich hat es eine solche Machtballung in der gesamten jüngeren Geschichte des Iran noch nie gegeben. Die "Sepah Pasdaran" sind heute die mächtigste Instanz im Iran, sowohl politisch, als auch wirtschaftlich, als auch militärisch. Die reguläre Armee spielt neben den Pasdaran eine sehr sekundäre Rolle. Die Pasdaran sind mit modernsten Waffen ausgerüstet. Sie sind schlagkräftig und entscheiden alle militärischen Fragen, und die reguläre Armee ist dagegen völlig in den Hintergrund geraten.

Die Pasdaran sind also bestens ausgerüstet. Sind sie auch vorbereitet auf einen möglichen Militärschlag seitens Israel? Verbalattacken gab es ja in den letzten Jahren zur Genüge.

Ich denke schon, dass sie vorbereitet sind. Der Iran hat ja sehr viele Möglichkeiten, sich zur Wehr zu setzen. Die Objekte, die angegriffen werden könnten, liegen auf der Hand. Sie haben moderne Raketen und Kriegsschiffe, und sie sind sehr wohl in der Lage, sowohl den USA als auch anderen Staaten Schäden zuzufügen.

Ein iranisches Kriegsschiff und mehrere Schnellboote bei einem Seemanöver vor der iransichen Küste (Foto: EPA/STR)
Die Revolutionsgarden demonstrieren Stärke im Persischen GolfBild: picture alliance / dpa

Militärisch waren die Pasdaran ja schon immer präsent, aber wie hat sich denn ihre wirtschaftliche Macht verändert?

Inzwischen gelten sie auch als die größte wirtschaftliche Macht des Landes. Die Pasdaran bekommen zum einen Konzessionen für alle größeren infrastrukturellen Projekte im Iran. Ob es um Staudämme geht oder um den Straßenbau, den Bau von Häfen oder Flughäfen: An allen Großprojekten sind die Pasdaran beteiligt. Darüber hinaus kontrollieren sie die Häfen und Flughäfen und damit auch den gesamten Markt, Aus- und Einfuhren und vor allem auch den Schwarzmarkt. Sie können Waren ins Land bringen und ausführen, ohne Zoll oder Steuern zu bezahlen. Die Pasdaran sind auch beteiligt an Ölprojekten. Es ist also gigantisch, was die Pasdaran insgesamt wirtschaftlich unter ihre Kontrolle gebracht haben.

Welche Rolle spielen die Pasdaran im Atomstreit mit dem Westen?

Die Pasdaran sind an den Entscheidungen sowohl im Atomstreit als auch in sonstigen politisch wichtigen Angelegenheiten direkt mitbeteiligt. Sie sind sehr stark involviert in das Atomprogramm, und ich glaube, dass keine Entscheidung über die Atomfrage gefällt wird ohne die Zustimmung der Pasdaran. Sie bestimmen auch die Verhandlungspolitik der Iraner. Die iranische Delegation, die die Verhandlungen führt, empfängt zwar offiziell ihre Anweisungen vom Revolutionsführer Ali Chamenei, aber hinter ihm stehen die Pasdaran, und die Entscheidung läuft eigentlich über sie.

Der Kommandant der iranischen Rvolutionsgarden Mohammad Ali Jafari (Foto:ap)
Strippenzieher im Hintergrund? Mohammad Ali Jafari kommandiert die iranischen RevolutionsgardenBild: AP

Gibt es überhaupt Bereiche, in denen die Pasdaran keinen Einfluss ausüben?

Nein. Sie sind ja auch politisch die wichtigste Macht im Land. Ihre ehemaligen Kommandeure sitzen an den Schalthebeln der Macht. Damals, 2005, als Mahmud Ahmadinedschad zum ersten Mal zum Staatspräsidenten gewählt wurde, hat er die meisten und wichtigsten Schlüsselpositionen mit Kommandanten der Pasdaran besetzt.

Auch 2009 konnte Mahmud Ahmadinedschad bei seiner höchst umstrittenen Wiederwahl auf die Rückendeckung der Pasdaran zählen, aber inzwischen scheint ja das Verhältnis sehr angespannt zu sein. Woran liegt das?

Das liegt an den Kontroversen zwischen dem Revolutionsführer und Ahmadinedschad. Eigentlich hat Chamenei Ahmadinedschad sehr stark unterstützt - nicht nur in seiner ersten Amtszeit, sondern auch bei den Wahlen 2009, und sogar die gesamte Wahlfälschung, die damals stattgefunden hat, muss mit Zustimmung von Chamenei erfolgt sein. Also, Chamenei hat das Gefühl gehabt, dass Ahmadinedschad sozusagen sein Befehlsempfänger ist und alles tun wird, was der Revolutionsführer möchte.

Uniformierte Iranische Revolutionsgarden in einer Reihe (ddp images/AP Photo/Vahid Salemi, File)
Die Revolutionsgarden haben große MachtBild: AP

Aber seit 2009 ist der Präsident aufmüpfig geworden und hat versucht, andere Wege einzuschlagen - vor allem gegen die konservative Geistlichkeit im Iran. Die Kontroversen zwischen Chamenei und Ahmadinedschad nahmen stetig zu.

Herr Nirumand, vielen Dank für das Gespräch.

Bahman Nirumand ist iranisch-stämmiger Publizist, politischer Analyst und mehrfacher Buchautor. Er lebt in Berlin.