Ohne Job, aber mit Zuversicht
3. Mai 2016Wer als Flüchtling im vergangenen Jahr nach Deutschland kam, profitiert bislang nicht vom Job-Boom am deutschen Arbeitsmarkt. Im Gegenteil: Erste statistische Auswertungen haben ergeben, dass anerkannte Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien überproportional häufig arbeitslos sind.
Das ist ein zentrales Ergebnis des "Datenreports 2016 – ein Sozialbericht für die Bundesrepublik". Für den Bericht haben Statistiker und Sozialforscher Zahlen aus verschiedenen Lebensbereichen zusammengestellt. Herausgeber des Datenreports sind das Statistische Bundesamt, die Bundeszentrale für politische Bildung, das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).
Integration in den Arbeitsmarkt wird große Herausforderung
"Die Ergebnisse deute für die kommenden Jahre auf große Herausforderungen bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt hin", sagt Mareike Bünning, Studienleiterin vom WZB in Berlin. Zwar würden in den offiziellen Statistiken anerkannte Flüchtlinge noch nicht als Einzelgruppe ausgewiesen. Aber die Forscher konnten die Zahlen sozialversicherungspflichtiger Jobs hierzulande ins Verhältnis setzen mit den Arbeitslosenzahlen aus Hauptherkunftsländern von Flüchtlingen.
Bei Flüchtlingen aus dem Irak gab es demnach etwa gleich viele sozialversicherungspflichtige Beschäftigte wie Arbeitslose. Bei anerkannten Flüchtlingen aus Syrien war die Mehrheit arbeitslos. Im Vergleich zu Mitte 2011 hat sich die Lage für die wichtigsten Flüchtlingsgruppen zudem deutlich verschlechtert. Dies stehe laut den Statistikern in deutlichem Gegensatz zu der allgemein positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland.
Schlechtere Bildung, schlechter Verdienst
In dem Datenreport 2016 wird auch die Lage von den rund 16,4 Millionen Einwohnern mit Migrantionshintergrund auf dem deutschen Arbeitsmarkt untersucht. Laut Report sind insbesondere Zugezogene aus Drittstaaten und der Türkei armutsgefährdet. Da sie im Schnitt schlechter ausgebildet seien, verdienten sie auch weniger.
Dennoch sei ausgerechnet diese Bevölkerungsgruppe besonders zufrieden mit ihrem Leben. "Die Migranten vergleichen ihr Leben in Deutschland mit ihren einstigen Herkunftsländern und sehen ihre Lage dann als überwiegend positiv an", sagt Forscherin Mareike Bünning.
Die Gruppe der Einwanderer oder deren Nachfahren aus Drittstaaten stellen in Deutschland laut Datenreport rund 3,7 Millionen Menschen. 5,9 Millionen gehören zur Gruppe der Gastarbeiter und deren Angehörigen, die den 1950er und 1960er Jahren einwanderten. Zu den Spätaussiedlern aus Mittel- und Osteuropa gehören 4,2 Millionen Menschen.
Laut Datenreport hat bereits jeder fünfte Einwohner in Deutschland einen Migrationshintergrund. Bei den Jüngsten zeigen sich die Auswirkungen der Zuwanderung am deutlichsten: Bereits vor der Flüchtlingszuwanderung 2015 hatte jedes dritte Kind zumindest in Teilen ausländische Wurzeln.