Regierungskritiker in Algerien freigelassen
3. Januar 2020In Algerien sind 76 Regierungskritiker aus der Haft entlassen worden. Wie das Staatsfernsehen berichtet, handelt es sich um 75 Mitglieder der Protestbewegung "Hirak" sowie um den Kriegsveteranen Lakhdar Bouregaa, der sechs Monate im Gefängnis saß.
Dessen Anwalt Abdelhani Badi sagte, der Prozess gegen Bouregaa, der an diesem Donnerstag beginnen sollte, sei auf März verschoben worden. Bis dahin könne sein Mandant auf freiem Fuß bleiben.
"Staatliche Institution beleidigt"
Der 86-jährige Bouregaa war im Juni in seinem Haus in Algier festgenommen worden. Der Vorwurf lautete, er habe "eine staatliche Institution beleidigt". Zudem sei er an Planungen "zur Demoralisierung der Armee" beteiligt gewesen mit dem Ziel, "der Verteidigung der Nation zu schaden".
Bouregaas Anhänger führten die Inhaftierung dagegen auf dessen Kritik an Armeechef Ahmed Gaid Salah zurück, der nach dem Sturz des langjährigen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika im April zum starken Mann des Staates geworden war und vor kurzem starb.
Kampf gegen die Kolonialherren
In der Zeit der französischen Kolonialherrschaft war Boureega Befehlshaber der Nationalen Befreiungsarmee, die gegen Frankreich kämpfte. 1963 gründete er die Front der Sozialistischen Kräfte, eine der ältesten Oppositionsparteien Algeriens. Vor seiner Festnahme hatte er an den Anti-Regierungs-Protesten teilgenommen, die seit Februar andauern.
Viele Demonstranten waren vor der Präsidentenwahl im Dezember in Gewahrsam genommen worden. Vor zwei Wochen wurde Abdelmadjid Tebboune, einst Regierungschef unter Bouteflika, als neuer Staatschef Algeriens vereidigt.
jj/qu (afp, rtr)