Spanien verzweifelt an Schweden, Polen verliert
14. Juni 2021Es gibt diese Tage, da will er sprichwörtlich nicht rein der Ball. Genauer gesagt der Fußball. Davon könne Amateure wie Profis ein Lied singen. Heute wird dieses Lied sinnbildlich von spanischen Flamenco-Klängen, wie sie gerade auch für den heutigen Spielort Sevilla typisch sind, untermalt. Und gäbe es einen Sänger - es würden sich die spanischen Stürmer Alvaro Morata und Gerard anbieten. Denn diese beiden hatten in einem von Minute 1 an durch spanische Dominanz geprägten Spiel gegen Schweden die beiden besten in einer ganzen Reihe von guten Chancen. Morata vergab im ersten Durchgang frei vor Schwedens Keeper Olsen, der auch in der 90. Minute mit einem Reflex auf der Linie zur Stelle war, als Gerard aus kürzester Distanz den Last-Minute-Siegtreffer auf dem Fuß hatte - eine Chance der Kategorie "Tausendprozentige".
Dominanz nur bis zum letzten Pass
Und trotz guter Chancen fiel auf: Der letzte Pass wollte dem jungen Team von Trainer Luis Enrique oft nicht gelingen. Gemessen an der erdrückenden Dominanz hinsichtlich Ballbesitz und Präsenz am gegnerischen Strafraum waren die rausgespielten Chancen der Spanier sogar noch deutlich zu wenige. Schweden tat derweil das, was sie schon oft bei Turnieren erfolgreich praktiziert haben: Hinten alles dicht machen und vorne auf die Chancen warten. Viele gab es für sie davon an diesem Abend in Sevilla allerdings nicht. Und dennoch haben die Schweden nach dem Auftakt gegen den dreifachen Europameister einen Punkt auf dem Konto. Spanien natürlich auch, doch dieser wird heute Abend eher vom Blues untermalt.
Slowakei erwischt Polen eiskalt
Wenn Robert Lewandowski ausnahmsweise kein Tor erzielt, ist das für den Gegner meist die beste Nachricht des Tages. Im Spiel der Gruppe E zwischen Polen und der Slowakei hat der Stürmerstar des FC Bayern nicht getroffen, aber die beste Nachricht des Tages für die slowakischen Gegner ging von einem anderen Kontrahenten aus: Grzegorz Krychowiak hat mit seinem vom Schiedsrichter angeordneten vorzeitigen Gelb-Rot-Ausscheiden aus dem zentralen Mittelfeld der Polen die Slowakei wohl vor einer Niederlage bewahrt. Nach wiederholtem Foulspiel musste der Pole in der 62. Minute vom Platz - und wenig später erzielten die in Überzahl agierenden Slowaken den 1:2-Endstand.
Rote Karte ändert alles
Aus Sicht der Polen kann man sagen: dumm gelaufen. Gerade in der zweiten Hälfte waren Lewandowskis Hinter- und Nebenmänner immer besser ins Spiel gekommen - und eigentlich stellten sich zu diesem Zeitpunkt nach dem Ausgleich durch Karol Linetty unmittelbar nach Wiederanpfiff (46.) alle auf eine Führung der polnischen Mannschaft ein. Der Platzverweis für Krychowiak setzte der Drangphase aber ein abruptes Ende.
Zuvor hatte der ehemalige Nürnberger Stürmer Robert Mak in der ersten Hälfte die polnische Defensivabteilung alt aussehen lassen und mit einem Alleingang von links in den Strafraum die Führung besorgt. Da Polens Torwart Wojciech Szczesny den Ball vom Pfosten aus noch mitbekommt, wurde der Treffer (18.) schließlich als Eigentor durch den Keeper gewertet.
Und dann, als zehn Polen für elf laufen mussten, nutzte Milan Skriniar die nächstmögliche Chance nach dem Platzverweis zum Siegtreffer (69.). Ob Lewandowski oder andere polnische Spieler für den nächsten Gegner Spanien ungewollt ähnlich gute Nachrichten bereithalten?
Schottland verliert Auftaktspiel in Glasgow
Auch Schottland hat zum Auftakt verloren und muss bereits nach dem ersten Spiel der Europameisterschaft und dem 0:2 (0:1) gegen die Tschechen ums Überleben bangen. Denn die Gruppe birgt mit England und Kroatien noch ziemliche Brocken.
Das hätte gar nicht sein müssen, nach einer rustikalen Anfangsphase hatte Schottland vor 12.500 Zuschauern in Glasgow durchaus seine Chancen. Die Tore aber machten die Tschechen. Genauer gesagt: ein Tscheche. Patrik Schick schenkte den Schotten per Kopf nach einer Eckball-Standardsituation einen ein (42. Minute). Und dann, als sich die Schotten zusammenrauften und die einheimischen Fans im Hampden Park schon Freudengesänge anstimmten, nahm Schick aus ca. 45 Metern Maß - er hatte gesehen, dass der schottische Keeper David Marshall wieder einmal weit vor seinem eigenen Kasten stand. Marshall versucht, seinen Fehler noch durch einen beherzten Lauf nach hinten wieder gut zu machen. Doch gegen das vom Himmel fallende, runde Unheil konnte er nichts mehr ausrichten. Der Torwart landete im Netz, der Ball aber eben auch.
Schottland muss in dieser Gruppe nun vor allem darauf hoffen, dass die Kroaten so harmlos bleiben wie bei ihrer Auftaktniederlage am Sonntag gegen England. Ansonsten dürften Steve Clark und sein Team keine großen Chancen mehr auf ein Weiterkommen haben.